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Neue Eskalation in der GDL

25.04.13 (Allgemein) Autor:Stefan Hennigfeld

In dieser Woche ist es in der GDL zu einer neuen Eskalation gekommen. Nachdem in der vergangenen Woche die beiden stellvertretenden Bundesvorsitzenden Thorsten Weske und Sven Grünwoldt ihrer Ämter enthoben worden sind, geht es nun weiter. Am vergangenen Freitag kamen der langjährige Landesvorsitzende Frank Schmidt und sein Stellvertreter Olaf Schulz-Arimond einer unseren Informationen nach vom Bundesvorsitzenden Claus Weselsky initiierten Abwahl zuvor, indem sie von ihren Posten zurücktraten. Im Vorfeld hatte bereits Manfred Schell als Bundesehrenvorsitzender von seinem Posten Abstand genommen.

Schell und sein Nachfolger Weselsky hatten schon immer ein angespanntes Verhältnis. Dass es 2008 zu einer Veränderung an der Spitze kam, war ausschließlich dem Erreichen des 65. Lebensjahres des Vorsitzenden Schell und der damit einhergehenden Pensionierung geschuldet. Der damals 48jährige Claus Weselsky übernahm den Posten. In einem Schreiben, das unserer Redaktion vorliegt, heißt es, er habe sich davon leiten lassen, dass Weselsky „aus fachlicher Sicht der Geeigneteste“ wäre. Weiterhin schreibt Schell über Weselsky: „Ein weiterer Gesichtspunkt jedoch war, dass, wenn er an der Spitze angelangt sei, sein Ziel erreicht habe, seine Machtgelüste befriedet seien, sich dann sein charakterlich bedenklicher Umgang mit Kollegen und Mitarbeitern zum Positiven wenden würde. Dies hat sich als hoffnungslos verfehlt erwiesen.“

Nach Schells Pensionierung begann Weselsky, den Ehrenvorsitzenden in der Gewerkschaft zu isolieren und kaltzustellen – was ihm spätestens jetzt gelungen ist, wo mit Sven Gründwoldt, Thorsten Weske und Frank Schmidt enge Freunde Schells abgelöst wurden. Weselsky hat sich infolgedessen zum Alleinherrscher aufgeschwungen und in der Frankfurter Gewerkschaftszentrale ein System aufgebaut, das dem von Hartmut Mehdorn und dem Überwachungswahn seiner Konzernsicherheit nicht unähnlich ist. So wurde nach Informationen der Zughalt-Redaktion der Computer einer in Ungnade gefallenen Mitarbeiterin während deren krankheitsbedingter Abwesenheit geöffnet, um mögliche Arbeitsfehler zu suchen. Darüber hinaus gab es zahlreiche arbeitsrechtlich nicht haltbare Abmahnungen – und das in einer Organisation, die ihren eigenen Mitgliedern in solchen Situationen juristische Unterstützung bietet.

Bei einem Arbeitsgerichtstermin hat Weselsky über den Rechtsanwalt der GDL ankündigen lassen, maximal eine bestimmte Abfindung zahlen zu wollen – beschlossen, wie so oft, im Alleingang, ohne Wissen seiner Vorstandskollegen. Auch die Angelegenheit um Sven Grünwoldt erscheint in einem neuen Licht. Bereits letzte Woche war bekannt, dass die Vorwürfe zwar im Raum standen, jedoch wahrscheinlich nicht gerichtsfest sein würden. Nun weiß man, dass sie vorsätzlich von Weselsky gestreut wurden um Grünwoldt loszuwerden. Hintergrund ist ein Antrag Grünwoldts auf ein weiteres Darlehen zur Eigenheimfinanzierung, nachdem es bei seinem Haus zu Kostensteigerungen gekommen war. Diesen hatte Gründwoldt ordnungsgemäß eingereicht. Dabei war von Anfang an klar, dass der Antrag chancenlos war, denn Grünwoldt als Antragsteller war nicht berechtigt, mit abzustimmen und der (damalige) Stellvertreter Weske allein hätte Weselsky nicht überstimmen können.

„Damit war die Sache für die GDL de jure und de facto erledigt“, so Manfred Schell, „nicht aber für Weselsky.“ Nachdem dieser den Antrag auf Abwahl Grünwoldts eingereicht hatte, startete Weselsky, so Schell, „eine Schmutzkampagne, bei der er weder Unwahrheiten noch Verleumdungen scheute. Dies geschah in Form von Memos usw., die bereits wenige Tage später deutschlandweit bekannt waren. Der Hinweis nach Vertraulichkeit sollte seinem Eigenschutz dienen, sprach jedoch der Lebenserfahrung hohn. Bedeutete: ich bin der Saubermann, ich bin der, der Schaden von der GDL abwendet.“

Am 8. April wurde die Abwahl auf einer Hauptvorstandssitzung zunächst abgelehnt, dann auf einer weiteren Sitzung am 15. April doch getätigt. Bei der Einladung zu dieser Versammlung stand die Abwahl nicht auf der Tagesordnung, sodass deren Rechtmäßigkeit mittlerweile in Frage steht. Manfred Schell: „Ich bestreite nicht seine fachlichen Qualitäten, aber meine Befürchtungen, seinen Charakter betreffend, wurden noch überboten und seine Qualitäten auf neue Betätigungsfelder ausgedehnt.“ Gleichzeitig befürchtet er, dass weitere dem Bundesvorsitzenden unliebsame Leute weggemobbt werden könnten.

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