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Interview mit Alexander Kirfel (1): „Rollmaterial diskriminierungsfrei zur Verfügung stellen“

08.10.12 (Allgemein) Autor:Stefan Hennigfeld

Alexander Kirfel (43) ist seit dem 1. Februar 2010 Geschäftsführer beim Netzwerk Europäischer Eisenbahnen. Seit seinem ersten juristischen Staatsexamen arbeitet er in der Eisenbahnbranche und gilt als unumstrittener Fachmann. Mit dem Eisenbahnjournal Zughalt.de sprach er über die Marktsituation im SPNV, die S-Bahn Berlin, das Elektronetz Nord und Direktvergaben im Stadtbusverkehr.

Herr Kirfel, das Netzwerk Europäischer Eisenbahnen beschäftigt sich seit 2011 auch mit dem SPNV. Wie sehen Sie die Marktlage dort?

Schlecht.

Warum?

Weil die Lose bei vielen Ausschreibungsverfahren für mittelständische Betreiber zu groß gestrickt sind, selbst deutsche Ableger europäischer Staatseisenbahnen haben erhebliche Probleme bei der Fahrzeugfinanzierung. Die Konditionen bei Kreditgebern sind deutlich schlechter als sie der Platzhirsch DB AG bekommt.

Sie halten es also für sauberer, wenn der Aufgabenträger Fahrzeuge ausschreibt und dann nachgelagert den Betrieb ausschreibt?

Ganz genau.

Das bedeutet aber, dass einige immense Investitionsrisiken wieder bei der öffentlichen Hand wären, die man eigentlich mit der Eisenbahnreform vom Staat fernhalten wollte.

Ich tue mich mit dem Begriff immense Investitionsrisiken schwer. Natürlich sind Risiken da, vor allem wenn es um den Restwert des Rollmaterials nach Auslaufen des Verkehrsvertrages geht. Das gilt insbesondere dann, wenn die Anforderungen so speziell gestrickt werden, dass man die Fahrzeuge in keinem anderen Netz mehr verwenden kann.

Darüber hinaus haben wir in Deutschland das Problem, dass viele Aufgabenträger viele unterschiedliche Spezifikationen verlangen, weil man sich nicht auf einheitliche Standards einigen kann. Das fängt bei der Bahnsteighöhe an, die zwischen 55 und 96 Zentimetern schwankt, das hat alles wenig Sinn. Es wäre gut, wenn man hier über kurz oder lang zu einheitlichen Standards käme. Auch VDV-Eisenbahngeschäftsführer Martin Henke hat Ihnen im Eisenbahnjournal Zughalt.de gesagt, dass die BAG SPNV an dieser Frage bislang gescheitert ist. Wobei ich nicht der Ansicht bin, dass hier die Institution BAG SPNV gescheitert ist, sondern die einzelnen Aufgabenträger, deren Starrsinnigkeit wirtschaftliches Verhalten verhindert. Das ist in meinen Augen ein Zeichen dafür, dass noch immer zu viel Geld im System ist. Wäre der finanzielle Druck größer, dann gehe ich davon aus, dass es eine stärkere Vereinheitlichung gäbe.

Wie sehen Sie das vom VRR angestrebte Modell, dass der Aufgabenträger Werkstätten fördert?

Eine Förderung ist völlig in Ordnung. Aber dass der Aufgabenträger selbst Werkstätten betreibt, hätte wenig Sinn.

Das würde er ja auch nicht tun. Da würden Liegenschaften erworben werden, vielleicht baut man noch eine Halle und das wird dann an den Betreiber vermietet.

Das hat einen gewissen Charme und würde auf jeden Fall zu Diskriminierungsfreiheit in diesem Bereich führen und die Zahl der Bieter aus meiner Sicht erhöhen.

Abonnenten lesen die ausführliche Fassung in unserem aktuellen Newsletter. Alexander Kirfel über Werkstattregulierung, Zulassungsschwierigkeiten und die Einschätzung seines Verbandes zum vom VRR angestrebten Fahrzeugfinanzierungsmodell im RRX-Bereich.

Bild: Netzwerk Europäischer Eisenbahnen

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