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Bahnhofskommunalisierung: Licht und Schatten

31.10.12 (Nordrhein-Westfalen, Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Schon über hundert betrieblich nicht mehr benötigte Bahnhofsimmobilien wurden in den letzten zehn Jahren an private Investoren verkauft – allein in Nordrhein-Westfalen. Ist das die Bahnprivatisierung durch die Hintertür oder eine große Chance, die einstmals verkommenen Bahnhöfe wieder zu dem machen, was sie sein sollen, nämliche Aushängeschilder und Visitenkarten ihrer Städte?

Es hat ein bisschen was von beidem, denn wo immer sich die öffentliche Hand aus dem öffentlichen Raum zurückzieht, verliert man die Kontrolle an Privatleute. Wenn man sich aber ansieht, wie bereits einst die Behördenbahn ihre Stationen hat verkommen lassen und wie diese heute vielfach aussehen, dann bietet ein regionaler Investor, der vor Ort verwurzelt ist, bislang unbekannt Chancen.

Denn Tatsache ist, dass in den meisten Fällen weder die bundeseigene Deutsche Bahn AG noch die Länder großes Interesse an Flächennutzungsplänen und Innenstadtkonzepten vor Ort haben. Das müssen die Kommunen machen. In den meisten Fällen wurde den Bahnhöfen nach Jahrzehnten neues Leben eingehaucht, sie gehören auf einmal wieder zur Stadt und stehen nicht mehr wie hässliche Fremdkörper herum, gemieden von den Menschen und besucht nur von denen, die unbedingt müssen.

Der Bahnhof muss zur Wohlfühlzone werden. Man muss dort einkaufen gehen können, seine Freizeit verbringen und ein gutes Gefühl haben. Natürlich sind Einkaufspaläste mit Gleisanschluss oft übertrieben. Aber als reiner Schienenzugangstunnel bleibt der Bahnhof ein unattraktiver Angstraum. Mit einem schönen Bahnhof steigt auch automatisch die Bereitschaft, statt mit dem Auto mal den Zug zu nehmen. Wenn der Bahnhof belebt ist, hell und freundlich beleuchtet und insgesamt ein gutes Bild macht, dann strahlt das auch auf die Eisenbahn als Verkehrsträger ab.

Natürlich muss man sich Gedanken machen, ob das Verkehrsträger Eisenbahn dazu geeignet ist, dass dort jeder Dorfschulze sein Denkmal bauen darf. Keine Frage, ein Gesamtkonzept Bahnhöfe würde guttun. Doch in der großen Mehrheit hat sich der Verkauf an private Investoren gelohnt – für jedermann. Denn vergessen wir eins nicht: Auch DB Station und Service verdient viel Geld an Bahnhöfen und verhält sich nicht anders als ein Großinvestor. Der Unterschied ist, dass dieser Investor keinen Bezug zu den Bahnhöfen hat. Wer die DB AG stets mit Gemeinwohl in Verbindung bringt, der irrt sich. Deshalb ist der Ansatz, regionale Lösungen zu finden richtig und wichtig. Weiter so!

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