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Verdi will Gerechtigkeit – aber was ist das?

08.03.12 (Kommentar) Autor:Stefan Hennigfeld

Verdi streikt für gerechte Löhne. Wer kann da schon gegen sein? Kindergärtner, Krankenpfleger, Busfahrer, sie alle üben Berufe aus, die für unsere Gesellschaft unverzichtbar sind – wie man gestern wieder gesehen hat. Faire Löhne für faire Arbeit und dass es am Ende auf eine Lohnsteigerung hinauslaufen wird, die nur knapp über der Inflation liegt, ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit.

Doch Gerechtigkeit ist mehr. Verdi hat beispielsweise überhaupt nichts dagegen, dass es in zahlreichen kommunalen Busgesellschaften Subunternehmen gibt, deren Mitarbeiter deutlich weniger verdienen. Auch dass prekäre Arbeitsverhältnisse in Form von Teilzeit- oder gar Minijobs dort oft auf der Tagesordnung steht, ist den Gewerkschaftsfunktionären egal. Dass sich viele Verkehrsbetriebe in den letzten Jahren auch durch eine erhöhte Fremdvergabequote saniert haben, geht unter.

So gibt es etwa im VRR-Bereich Subunternehmen, die Tarifverträge mit der „Christlichen Gewerkschaft Öffentlicher Dienst und Dienstleistungen“ haben – mit entsprechenden Folgen für Arbeitnehmer. Aber auch innerhalb der Verdi gibt es teilweise, sogar innerhalb eines Betriebes, zwei Tarifverträge. Verdi hat die Schlechterstellungen von neu eingestellten Mitarbeitern lange Zeit mitgemacht – bis heute.

Hier sind die Ansätze, über die man wirklich mal reden müsste. Da gilt es auch, ernsthafte Konflikte durchzustehen, im Tarifstreit wie auch politisch. Zu einem vernünftigen Tariftreuegesetz gehört auch die Einbeziehung von Subunternehmen. Wenn Verdi hier nicht bald einlenkt, dann gilt: GDL ante portas! Bei nicht wenigen kommunalen Verkehrsbetrieben ist der Zulauf heute schon enorm. Die GDL mag Verdi schwächen, hat aber für die Arbeitnehmer bislang immer bessere Ergebnisse herausgeholt als die DGB-Gewerkschaften.

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