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Netzwerk auf Liberalisierung des Personenbeförderungsgesetzes vorbereitet

11.03.12 (Fernverkehr) Autor:Jürgen Eikelberg

Mehr als 100 mittelständische Busunternehmen, die jeweils zwischen 20 und 50 Busse besitzen, bereiten sich derzeit auf ihren Eintritt in den künftigen Markt für Fernbusreisen vor. Unter der Dachmarke DEUTSCHE BUS ALLIANZ (DBA) wollen sie als Netzwerk agieren und ihre Markt-Chancen behaupten. Die DBA fungiert dabei als Service-, Marketing- und Qualitätscenter für die mittelständischen Busunternehmen. Auf sich alleine gestellt, wäre jedes dieser Unternehmen schon aus Kostengründen nicht in der Lage, sich in diesem Markt zu behaupten, so der Berliner Unternehmensberater Gunther Mörl.

Mörl war von 1981 bis 2011 Geschäftsführer bzw. Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Deutscher Omnibusunternehmer (bdo). Er hat seit vielen Jahren die nun bevorstehende Marktderegulierung mit voran getrieben.

Im Koalitionsvertrag hatte die schwarz-gelbe Bundesregierung festgeschrieben, die seit 1934 bestehenden restriktiven Vorschriften durch eine liberalere Gesetzgebung zu ersetzen. Damit wird zum einen der Wettbewerb im Fernverkehrssektor entfacht. Zum anderen erwartet der Gesetzgeber, dass der öffentliche Verkehr gegenüber dem Individualverkehr zunimmt, da der Nutzer die Möglichkeit hat, für individuelle Reisen vom Auto auf den Fernbus umzusteigen.

Zielgruppe der DBA sind vor allem preissensible Fahrgäste, etwa Schüler und Studenten, die bisher Mitfahrgelegenheiten nutzen, aber auch Senioren und Erwerbslose. Vor allem auch vor dem Hintergrund steigender Benzinpreise erwartet die DBA, den daraus resultierenden Verlust an gesellschaftlicher Teilhabe auszugleichen.

Das neue Fernbus-System könnte in Deutschland nach Inkrafttreten des neuen Gesetzes innerhalb von drei bis fünf Jahren etabliert sein, so die DBA. Dann werden voraussichtlich mindestens fünf Millionen Bundesbürger jährlich regelmäßig den Fernbus nutzen. Laut Planung der DBA wird es nicht nur Linien-Angebote zwischen Großstädten geben, sondern auch von Mittelstädten in die Großstädte und sowohl Hub- als auch Direktverbindungen. Die Fahrpreise werden deutlich günstiger sein als Bahnfahrkarten.

Marktexperten, wie Professor Dr. Christian von Hirschhausen, Leiter des Instituts für Wirtschafts- und Infrastrukturpolitik an der Technischen Universität Berlin, räumen dem Fernbusreise-Verkehr grundsätzlich sehr gute Chancen ein. Von Hirschhausen rechnet bei einer hohen Netzdichte mit bis zu 28 Prozent Marktanteil auf Strecken von bis zu 300 Kilometern. Nach seinen Berechnungen ist der Fernbus insgesamt deutlich wirtschaftlicher und umweltfreundlicher als Bahn und PKW.

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