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DB AG zufrieden mit 2011 – Acht-Jahresprogramm vorgestellt

30.03.12 (Allgemein) Autor:Stefan Hennigfeld

Die Deutsche Bahn ist zufrieden mit dem abgelaufenen Geschäftsjahr 2011. Bei Umsatz, Gewinn und Investitionen konnte man deutlich zulegen. Im Rahmen der Bilanzpressekonferenz hat Bahnchef Rüdiger Grube die Strategie DB 2020 vorgestellt, mit deren Hilfe der Umsatz bis zum Jahr 2020 auf siebzig Milliarden Euro gesteigert werden soll. Dazu will man künftig Ökonomie, Ökologie und Soziales in Einklang bringen und zu den Top 10 Arbeitgebern in Deutschland werden.

Grube: „Wir haben im vergangenen Jahr nicht nur die wirtschaftlichen und finanziellen Kennzahlen deutlich verbessern können, sondern auch merkliche Fortschritte beim Service und der Qualität für unsere Kunden gemacht. Wir sind auf dem richtigen Weg, wenn auch noch nicht am Ziel.“ Der Umsatz betrug 37,9 Milliarden Euro, der Gewinn stieg auf 2,3 Milliarden Euro. 2,57 Milliarden Euro wurden investiert, die Nettoneuverschuldung sank um 347 Millionen Euro auf 16,6 Milliarden Euro. 525 Millionen Euro wurden an Dividende an den Bund überwiesen. Geld, das ohne konkrete Zweckbindung im Haushalt verwandt wird.

Ungemach droht dabei an zahlreichen Stellen: In der Koalition gibt es Streit um die Konzernstruktur, obwohl eine Trennung von Netz und Betrieb ausgemacht war, verhindern Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) die Herauslösung der Infrastruktur aus dem Konzern. Staatssekretär Bernhard Heitzer (FDP) aus dem Bundesverkehrsministerium blieb aus Protest demonstrativ der letzten Aufsichtsratssitzung fern.

Auch aus Brüssel kommt Druck: Es läuft ein Vertragsverletzungsverfahren gegen die Bundesrepublik Deutschland wegen Verstoßes gegen das erste Eisenbahnpaket der Europäischen Union. Diese Gefahr kennt auch Bahnchef Grube, bereits letztes Jahr forderte er deshalb über die Medien eine Änderung der europäischen Eisenbahnrichtlinien. Ob das in Brüssel mehrheitsfähig ist, ist fraglich.

Bis 2020 muss die Deutsche Bahn konzernweit 80.000 Leute einstellen, Quereinsteiger und Schul- bzw. Hochschulabsolventen in allen Bereichen. Ein Problem, das längst nicht Realität ist: Die S-Bahnen Berlin und München haben Zugausfälle wegen Personalmangel, auch in anderen Regionen gibt es zusehends Probleme.

Größte Cashcow im Verkehrsbereich ist der Regionalverkehr. Hier kam es 2011 zu einer weitreichenden Veränderung: Mit dem Abellio-Urteil ist klar geworden, dass Direktvergaben hier nicht mehr erlaubt sind. In den Verkehrsverbünden Rhein-Ruhr und Berlin-Brandenburg laufen darüber hinaus Beihilfebeschwerden, möglicherweise kommen hier Rückzahlungen in Milliardenhöhe auf die Bahn zu. Schwierige Zeiten für das Unternehmen.

Auch die Infrastruktur ist hoch profitabel. Längst sind die Zeiten vorbei, in denen der Konzern hier Geld hinein pumpen musste. Das sieht man auch beim Verkehrsclub Deutschland (VCD) kritisch: Bundesvorsitzender Michael Ziesak: „Die Überschüsse aus den Stations- und Trassenentgelten dürfen nicht in den DB-Konzern fließen, sie müssen vielmehr zu einhundert Prozent in die Infrastruktur reinvestiert werden.“

Auch vor dem Hintergrund der Fahrpreiserhöhungen im Dezember gibt es Kritik. VCD-Eisenbahnreferentin Heidi Tischmann: „Der Jahresabschluss verdeutlicht es noch einmal: die Deutsche Bahn hat es schlichtweg nicht nötig, die Fahrpreise anzuheben. Sie hätte im Dezember 2011 gut darauf verzichten können.“ Bereits im Dezember 2010 hat es bei den Fahrpreisen eine Nullrunde gegeben. 2009 gab es die letzte Preiserhöhung, die seinerzeit wenige Tage nach den Bundestagswahlen angekündigt worden ist.

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