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Im Zug mit dem Laptop arbeiten, verspricht die Deutsche Bahn

15.01.12 (Allgemein, Fernverkehr) Autor:Jürgen Eikelberg

Das Internetportal Teltarif.de hat den mobilen Internetzugang im Zug getestet. Das Ergebnis ist für Geschäfts- aber auch für Privatreisende ernüchternd. Sie ist in den vergangenen Monaten nach Erfahrungen der teltarif.de-Redaktion immer problematischer geworden. Sie hat auf einer der am meisten befahrenen Strecken in Deutschland exemplarisch den Internetzugang bei den verschiedenen Netzbetreibern getestet. In Regionalzügen geht es meist besser, als im ICE, weil sie durch dichter besiedeltes Gebiet fahren.

Auf der Strecke Berlin über Hannover und das Ruhrgebiet nach Köln war das Team unterwegs. Dabei benutzte sie kein Testlabor, sondern die üblichen Laptops, die auch einem Reisenden zur Verfügung stehen. Wie der Test gezeigt hat: Auch wenn Daten übermittelt werden, heißt das im Umkehrschluss nicht, dass auch wirklich Surfen in der Bahn möglich ist.

Teltarif.de war am Freitag Nachmittag und am Sonntagabend unterwegs, also dann, wenn besonders viele Reisende die Züge nutzen. Am Freitag waren deutlich mehr Geschäftsreisende im Zug zu beobachten als am Sonntagabend, so dass auch die Nutzung des Internets anders ausfiel.

Grundsätzlich stellten sie fest, dass die Handynutzung bei allen Mobilfunkbetreibern grundsätzlich möglich war, was den Repeatern in den ICE zurück zu führen ist. Doch diese Repeater unterstützen lediglich die GSM-Technik bis maximal EDGE, nicht jedoch den Mobilfunkstandard UMTS. Je nach Provider und Region kommt auch nur GPRS-Signal an. Ein komfortables und schnelles Surfen ist allerdings nur bei einer UMTS-Verbindung möglich.

Für den Test nutzten Teltarif.de einen SIM-Lock-freien Surf-Stick von Option, der eine maximale Geschwindigkeit von 3,6 MBit/s ermöglicht, sowie einen Laptop von Acer. In der gleichen Konstellation klappt das mobile Arbeiten in gut abgedeckten Bereichen lange Zeit problemlos, so dass Schwachpunkte in der Hardware-Zusammenstellung ausgeschlossen werden können.

Neben Unterschieden zwischen den einzelnen Mobilfunkanbietern spielt offensichtlich auch die Geschwindigkeit des Zuges eine Rolle. Auf der Strecke von Berlin nach Hannover war z. B. bei der Telekom kaum surfen möglich, erst zwischen Hannover und Bielefeld, wo der ICE etwas langsamer fährt, war eine gute Verbindung möglich. E-Plus überraschte die Tester, da die Internetverbindung meist klappte. Das o2-Netz konnte die Tester überhaupt nicht überzeugen.

Vodafone stellte in dem Test einenen Sonderfall da. Am Freitag testeten Teltarif.de den Zugang mit einer Smartphone-SIM, die Datendurchsätze bis 7,2 MBit/s ermöglichen soll. Nutzten sie die Smartcard im Handy über WLAN-Tethering war Surfen fast nicht möglich. Die SIM-Karte in den UMTS-Surfstick gesteckt, funktionierte das Netz dann und lieferte uns zumindest im EDGE-Gebiet gute Ergebnisse. Bei GPRS hingegen war mobiles Surfen so gut wie unmöglich. Überrascht waren die Tester, als sie eine Pro7-Surfstick-Karte über den Event-APN des Netzbetreibers (aber mit der gleichen Hardware wie bei allen anderen Tests) einsetzte. Sie erreichten damit die besten Datenraten, die sie überhaupt bei ihren Tests erzielen konnten. Vodafone hatte gegenüber Teltarif.de für diesen gravierenden Unterschied nach ausführlichen internen Recherchen keine Erklärung.

Die Begründung der Netzbetreiber ist natürlich unterschiedlich. Für die Telekom ist es die Geschwindigkeit des Zuges, der je nach Größe der Funkzelle einen häufigen „Handover“ erforderlich mache, der bei EDGE einige Sekunden dauere und dabei die Datenverbindung unterbrochen werde und die Repaeter in den Zügen seien für Telefonie, nicht aber für Daten ausgelegt.

Bei E-Plus geht man davon aus, das die vermehrte Nutzung der Smarphones das Netz belasten, die ständig Online seien und Statusmeldungen an die sozialen Netzwerke übertrugen. „Im permanenten Handover bei schnell fahrenden Zügen sehen unsere Fachleute weniger ein Problem bzw. eine Ursache.“, sagte ein Sprecher des Unternehmens gegenüber Teltarif.de.

Bei o2 wiederum macht man sowohl die Physik als auch die Nutzung verantwortlich: „Einerseits hat sich das Nutzungsverhalten verändert, so dass mehr Kunden auch mehr Datenverkehr im Zug generieren und somit in sehr kurzen Zeitabschnitten beim Durchfahren einer Funkzelle Ressourcenanfragen entstehen, welche dann teilweise nicht mehr für alle Kunden aufgrund der begrenzten Kapazität als auch verfügbaren Zeit vom Netz bearbeitet werden können. Vor allem aber hat sich die Erwartungshaltung der Kunden verändert, das heißt ein vergleichbarer Service wird wie an anderen Orten erwartet.“ In der nächsten Ausbaustufe wolle man auch die Zugversorgung verbessern.

Die Empfehlung der Teltarif.de-Redaktion, steigen sie in einen Wagen mit Repeater und nutzen Sie einen USB-Stick, nicht aber das mobile W-LAN über Ihr Smartphone (Thethering). In den Zügen empfiehlt es sich, die Endgeräte so einzustellen, dass sie ausschließlich das 2G-Netz, also GSM nutzen. Dadurch versuchen die Geräte erst gar nicht, sich in die UMTS-Netze einzubuchen, die ohnehin im Zug kaum nutzbar sind. Je nach Software und Netz kann es bei derartigen Wechseln zwischen zwei Netztechnologien sogar passieren, dass die Verbindung komplett abreißt.

Ob der HotSpot der Telekom in den ICE wirklich eine Alternative ist, bleibt fraglich. Zwar ist er für jedermann unabhängig von einem Mobilfunkvertrag nutzbar, er ist aber kostenpflichtig. Kunden der Telekom mit einem Mobilfunktarif oder Festnetztarif können einen so genannten HotSpotBasic Tarif buchen und zahlen 0,09 Euro pro Minute (= 5,40 Euro pro Stunde) ohne zusätzlichen Grundpreis. Allerdings gibt es mittlerweile auch Mobilfunktarife bei der Telekom mit einer HotSpot-Flat, aber für Festnetzkunden oder Altkunden ohne Smartphone gilt das nicht.

Für Nichtkunden der Telekom wird es aber teuer. Eine Stunde (Mindestgebühr) kostet 4,95 Euro und 600 Minuten (10 Stunden) werden mit 19,95 Euro berechnet.

Bild: Jürgen Gocke, DB AG

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