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EVG lehnt Ausschreibung der S-Bahn Berlin weiterhin ab

13.01.12 (Berlin) Autor:Stefan Hennigfeld

Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), die 2010 aus den Vorgängerorganisationen Transnet und GDBA hervorgegangen ist, lehnt eine Ausschreibung der S-Bahn Berlin weiterhin ab. Die große Koalition in der Bundeshauptstadt plant nach Ablauf des Verkehrsvertrages im Jahr 2017 zumindest eine Teilausschreibung. Für den Rest des Netzes wird es dann sehr wahrscheinlich einen Wettbewerbsüberführungsvertrag geben.

„Die S-Bahn ist ein Verkehrsmittel und keine Spielmasse für einen Wettbewerbspoker“ sagt EVG-Vorstand Reiner Bieck. Er befürchtet, dass eine Teilausschreibung „die Zerschlagung eines Verkehrssystems bedeuten“ würde. Die EVG fordert den Betrieb der gesamten S-Bahn durch ein einziges Eisenbahnverkehrsunternehmen. Einzig legitimer Betreiber wäre da aus Gewerkschaftssicht natürlich die Deutsche Bahn.

Eine andere Möglichkeit wurde vor den Senatswahlen im letzten Jahr diskutiert: Die Inhouse-Vergabe an ein noch zu gründendes landeseigenes EVU oder gar an die Berliner Verkehrsbetriebe. Davon hat man wohl Abstand genommen, sicherlich auch vor dem Hintergrund, dass die BVG vor einiger Zeit für viel Geld externe Hilfe von Dekra und Daimler-Benz einkaufen musste, weil mehrere Standardbusse abgebrannt sind und die eigenen Leute nicht mehr weiterwussten.

Obwohl der derzeitige Zustand für die Fahrgäste katastrophal ist, ist es für Bieck „nicht ersichtlich, was durch eine Teilausschreibung besser werden soll – weder für die Kunden noch für die Beschäftigten.“ Er fürchtet, dass die Mitarbeiter, von denen die Deutsche Bahn nach einer für sie lukrativen Direktvergabe jede Menge „wegrationalisiert“ hat, die Leidtragenden sein könnten.

Bieck: „Es sind vor allem die Bahner selbst, die in den vergangenen Monaten alles dafür getan haben, dass die S-Bahn aus der Krise kommt und die Mitarbeiter auf den Bahnhöfen sind oft genug Prellbock für die Kunden gewesen. Es wäre ein Schlag ins Gesicht dieser Beschäftigten, wenn man jetzt ihre Arbeitsplätze einem falsch verstandenen Wettbewerbsdenken opfert.“

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