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Schienenbonus auf den Prüfstand?

31.05.11 (Allgemein) Autor:Test Kunde

Noch immer gilt in Deutschland ein Bonus für die Lärmemissionen, die von der Eisenbahn ausgehen. Dies fördert zunehmend den Unmut und Widerstand der Anwohner, besonders wenn es um Neu- und Ausbauten gerade von Güterzugstrecken geht. Beispiele hierfür gibt es genügend, aktuell findet man dies beim Ausbau der transeuropäischen Güterzugstrecke zwischen Karlsruhe und Basel. Aber auch entlang der beiden Rheinstrecken zwischen Bingen und Bonn ist die Akzeptanz gegenüber dem immer stärker wachsenden Güterverkehr auf der Schiene gegen Null gesunken.

Bayerns Verkehrsminister Zeil will auf den Gleisen zwischen Berchtesgaden und Westerland den Lärm auf den Schienen senken und fordert vom Bund ein ambitioniertes Vorgehen, auch bei der Durchsetzung von Grenzwerten auf europäischer Ebene. „Die im Nationalen Verkehrslärmschutzpaket II der Vorgänger-Regierung enthaltenen Maßnahmen sind nicht ausreichend. Wenn wir mehr Verkehre und insbesondere mehr Gütertransporte von der Straße auf die umweltfreundlichere Schiene verlagern wollen, brauchen wir bei den Bürgern wieder eine stärkere Akzeptanz für Infrastrukturmaßnahmen. Der Lärmfaktor spielt dabei eine entscheidende Rolle. Meterhohe Schallschutzwände mit Ästhetikfaktor kleiner Null dürfen nicht die Ultima Ratio sein. Man muss den Lärm noch innovativer an der Wurzel packen. Bei Gleisen und Fahrzeugen sollten deshalb von Staatsseite noch wirksamere Anreize gesetzt werden“, verlangt Zeil jetzt in einem Schreiben an Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer.

Die Umrüstung des Güterwagenbestandes auf lärmarme Bremssysteme sei ein Schlüsselelement. Deshalb müsse der Bund bei den Netzbetreibern rasch ein lärmabhängiges Trassenpreissystem durchsetzen. Zudem forderte er endlich einen Fahplan zur Abschaffung des Schienenbonus zu benennen. „Der Schienenbonus gehört hinterfragt, seine mittelfristige Abschaffung ist unausweichlich. Das ist bei einer Umrüstung der Güterwagen auf lärmarme Bremsen auch machbar, ohne die Infrastrukturkosten signifikant in die Höhe zu treiben. Deshalb ist dies auch so im aktuellen Berliner Koalitionsvertrag vereinbart worden. Da muss Berlin jetzt zu Potte kommen“, betont Zeil.

Der Minister will mit einem Innovationskurs in Sachen Schienenlärmreduzierung zudem die Weichen bei der heimischen Eisenbahnindustrie auf zusätzliche Exportchancen stellen. „Deutschland ist gerade beim Waggonbau in einem harten Wettbewerb mit Osteuropa, wo die Hersteller kostengünstiger produzieren können. Wir müssen daher bei der Entwicklung und Umsetzung immer um mehrere Wagenspitzen voraus sein. Mit innovativen Lösungen zur Lärmminderung kann sich die Branche in Bayern und Deutschland lautstark am Weltmarkt positionieren. Flüsterbahnen haben enormes Chancenpotenzial für einen Exportschlager aus dem Bahnland Deutschland“, bekräftigt Zeil. „Lärmschutz im Verkehr ist nicht nur eine elementare Frage von Gesundheitsschutz und Lebensqualität, sondern auch von Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit“, ergänzt der Minister.

Bild: Georg Wagner, Deutsche Bahn AG

 

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