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Unterwegs durch die Hitze – ein Livebericht

11.07.10 (Allgemein) Autor:Test Kunde

Heute reise nicht nur ich durch die Hitze – und ich bin auch nicht der einzige, der dadrüber schreibt. Eine Mitarbeiterin von RP-Online berichtet gerade parallel live zu mir von einer anderen Strecke.

Sie befindet sich auf dem Weg von Berlin ins Ruhrgebiet, also auf einer Strecke, die normalerweise mit klimatisierten ICE bedient wird. Währenddessen quäle ich mich von Marburg in die Kölner Region. Man sollte meinen, dass es ihr wesentlich besser geht als mir, schließlich hat der RE9 sozusagen standardmäßig keine Klimaanlage.

Zwei Drittel meiner Reise liegen hinter mir, als ich diese Zeilen schreibe, während mein Körper dringend nach Flüssigkeit und Kühle lechtzt. Die ersten Meter bis Gießen waren sehr angenehm und nahezu pünktlich mit einer Klimaanlage, die sogar vernünftig arbeitete. Doch dann kam der Umstieg in Gießen und es kam natürlich der erwartete „normale“ Park um die Ecke. Also schnell noch einen Milchshake geholt und ab in die Hitze…

Nahezu pünktlich verließ der Doppelstock-Zug Gießen, um Richtung Aachen zu rollen, doch schon da hatten wir es so warm, dass wir Spiegeleier braten könnten…

Update 1:

Während wir auf Siegen zurollen, erreicht mich die Info, dass auch RP-Online schreibt – und nahezu zeitgleich erhalte ich die Pressemeldung der DB-Zentrale, dass man sich bei allen Fahrgästen, die auf Grund der Hitze Schaden erlitten, entschuldigen wolle. Interessanterweise wird nur von den drei ICE-Zügen von Samstag gesprochen, aber nicht von den vielen anderen überhitzten Zügen wie unserem – auch wenn wir noch keine 50 Grad hier drin haben…

Die Luft hier steht trotz der offenen Fenster und wir wünschen uns alle auch noch Handtücher… In so manchem anderem RE wären zumindest Getränkeverkäufer an Bord, sodass man wenigstens einen Wunsch erfüllen könnte, doch auf dieser Strecke gibt es nichts. Aber wir wurden ja schon immer etwas stiefmütterlich behandelt auf dem RE9.

Das macht ja auch nichts, schließlich gibt es ab Dezember einen neuen Betreiber. Das dies eine Billigtochter der DB ist und die bisherigen Mitarbeiter mittlerweile auch zeigen, dass sie keine Lust mehr haben, ändert an der Sache nichts, denke ich.

Wir verlassen Betzdorf, während uns die Sonne durchs Fenster grillt…

Update 2:

Mir gegenüber sitzt eine Dame, die beruflich viel unterwegs ist. Sie erzählt mir ihre Horrorgeschichten der letzten Fahrten. Die Worte „Hitze“ und „Klimaanlagendefekt“ fallen sehr häufig. Zwei Mädchen schräg gegenüber wundern sich, dass „jeder Popelszug, sogar diese komische Abellio, Klimaanlagen hat, nur der hier nicht“.

Update 3:

Mit dem Zugbegleiter bin ich schon mehrfach gereist und er klang schon immer sehr müde. Doch dieses Mal klingt er nicht müde, sondern eher schon k.o. und überhitzt. Warm war ihm auf jeden Fall schon während der Kontrolle. Aber im DB-Jackett wäre mir auch zu heiß – muss er das eigentlich tragen? Steht das in der Kleidervorschrift? Kann man die nicht lockern für das Wetter? Jeder Halt wird immer mehr zu Qual, sobald wir stehen, ist der Zugwind weg und die Luft steht und kocht unsere Gehirne weich…

Update 4:

Eigentlich hatte ich erwartet, dass die Gespräche im Zug abnehmen bei der Hitze, doch offenbar habe ich mich geirrt. Es ist spannend wie eh und je, den Leuten zuzuhören, auch wenn ich Dinge erfahren, die ich nie wissen wollte….

Zuhause wartet eine Dusche auf mich, denn diese brauche ich dringend. Zum Glück habe ich bisher keinen sonstigen Schaden bei diesen Hitzereisen genommen…und ich hoffe auch nicht, dass das noch kommt. Immerhin ist es nicht mehr weit zu der Dusche…

Nur noch zwanzig Minuten RE-Fahrt und ein bisschen Straßenbahn, dann habe ich es geschafft. Doch viele andere „dürfen“ noch wesentlich weiter mit diesem RE reisen, schließlich reist der RE noch bis an die deutsch-holländische Grenze in Aachen. Das sind nun noch mehr als anderthalb Stunden…

Update 5:

Meine Endhaltestelle naht nahezu pünktlich und ich bekomme Kopfweh und ein wenig Schwindel. Immerhin ist es nichts schlimmeres… Ich bin erstaunt, dass nicht „mein“ Zug unterwegs stehenblieb mit einem Lokschaden oder ähnliches, denn auch das kommt hier gerne mal vor…. Doch nun heißt es für mich „Auf ins kühle Nass“, was sicherlich auch viele andere DB-Kunden sich gerade wünschen…

Vermutlich hat der Großteil der DB-Kunden heute eine ähnliche „Qualität“ erlebt, denn offenbar sind die wenigsten Züge noch mit einer funktionierenden Klimaanlage anzutreffen… Ihnen allen noch eine gute Reise!

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