Eisenbahnjournal Zughalt.de

Nachrichten über Eisenbahn und öffentlichen Verkehr

Alle reden vom Wetter. Wir auch.

06.11.17 (Kommentar, Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Man kann lang und breit über den Klimawandel debattieren. Was ist von der Menschheit verursacht, was ist natürlich? Welche Rolle spielen die Sonnenaktivitäten? Gab es im Herbst früher nie Sturm? Ist das wirklich neu? Und falls es auch früher schon Unwetter gab wie diesen Herbst, wie hat die alte Bundesbahn das gelöst? Sollte diese tatsächlich weiter gewesen sein als DB Netz es heute ist?

Aber es muss ja wohl möglich sein sicherzustellen, dass auch für den Fall, dass mal Äste von den Bäumen kommen, ja selbst wenn ganze Bäume umfallen, der Eisenbahnverkehr laufen kann. Andere Länder schaffen das auch. Ja, da muss es rundherum einen angemessenen Grünschnitt geben und im Zweifel müssen ein paar Bäume eben auch mal gefällt werden. Aber es ist allein im Oktober zweimal zu sehen gewesen, dass man in Deutschland mit Unwettern dieser Art nicht zurechtkommt.

Es ist nicht akzeptabel zu sagen „Das ist halt so, das war schon immer so, da kann man nichts machen und wenn auf der Straße ein Baum liegt geht auch nichts mehr.“ Was ist das überhaupt für eine Art und Weise, mit der man versucht, Menschen vom eigenen Auto auf die Schiene zu kriegen? Gerade bei schlechtem Wetter, wenn das Autofahren anstrengender ist, ist es umso wichtiger, dafür zu sorgen, dass die öffentlichen Verkehrsmittel verlässlich funktionieren.

Wie war das damals bei der Bundesbahn? Alle reden vom Wetter. Wir nicht. Inzwischen redet man bei der Bahn dauernd vom Wetter. Im Sommer fallen die Klimaanlagen aus. Der Klimawandel ist schuld, in den 90er Jahren war kein Sommer heißer als 22 Grad. Im Herbst werfen die Bäume selbst ohne Sturm ihre Blätter ab und diese landen einfach so auf den Schienen. Bei Regen bilden dann Blätter und Regenwasser einen Schmierfilm – aber das ist ein Problem, das mit mangelhaftem Grünschnitt zu tun hat.

Im Winter ist alles verschneit und manchmal fallen Eisbrocken von Zügen auf die Weichen, die dann kaputtgehen. Aber irgendwann kommt der Punkt, an dem reichen viele Begründungen in den sozialen Netzwerken und Erklärvideos bei Youtube nicht mehr. Da verlangt der Nutzer berechtigterweise einen funktionierenden Eisenbahnverkehr und wen man außerstande ist, einen solchen auf die Beine zu stellen, dann fährt manch einer beim nächsten mal wieder mit dem Auto.

Oder z.B. zwischen Hamburg und Frankfurt oder Düsseldorf und Leipzig mit dem Flugzeug. Air Berlin hin oder her, das Angebot für Inlandsflugreisen zu einem relativ niedrigen Preis ist nach wie vor ausreichend. Die Forderung des Metronom nach einem runden Tisch ist da ein vernünftiger Ansatz. Zuerst muss man miteinander reden statt berechtigte Forderungen von Eisenbahnverkehrsunternehmen oder Aufgabenträgern als polemisch und unsachlich abzutun.

Und ja, dann brauchen wir natürlich auch eine Rechtslage, in der die Betreiber und Besteller bei DB Netz mehr als Bittsteller sind, sondern in die Lage kommen, Ansprüche wirksam, effektiv und kurzfristig durchzusetzen. Genau da könnte die Politik der schwarz-grün-gelben Bundesregierung anfangen.

Siehe auch: Sturm sorgt für erhebliche Betriebsstörungen
Foto: Distel2610

Kommentare sind geschlossen.