Sturm sorgt für erhebliche Betriebsstörungen
06.11.17 (Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld
Nachdem es Anfang Oktober noch der Orkan Xavier war, war es jetzt das Sturmtief Herwart, das für erhebliche betriebliche Einschränkungen im norddeutschen Raum verantwortlich war. Mehrere Fernverkehrsstrecken mussten gesperrt werden und auch Eisenbahnunternehmen außerhalb der DB AG konnten die Infrastruktur der DB Netz AG nicht mehr so nutzen, wie sie es gewohnt sind.
Das Sturmtief hatte am Sonntag, den 29. Oktober, zu rund 200 Schäden geführt, meist durch umgestürzte Bäume und heruntergefallene Äste. Insgesamt waren etwa 30 Kilometer Infrastruktur beschädigt. Die DB hatte sich auf den Sturm vorbereitet und bereits im Vorfeld Mitarbeiter und schweres Gerät in die betroffenen Regionen verlegt. So arbeiteten allein mehr als 300 Mitarbeiter rund um die Uhr daran, die Strecken zu räumen; zudem waren rund 30 Turmtriebwagen zur Reparatur von Oberleitungen unterwegs.
Zur Betreuung und Versorgung der Reisenden an den Bahnhöfen hatte die Bahn zusätzliches Personal im Einsatz. Auch karitative Einrichtungen unterstützten dankenswerter Weise tatkräftig. Fahrgäste erhielten Getränke, Taxi- und Hotelgutscheine. Darüber hinaus standen für die Nacht von Sonntag auf Montag mehrere Übernachtungszüge bereit, unter anderem, in Berlin, Hamburg, Dortmund und Leipzig.
Und diese Problematik hat man bereits vor einigen Wochen gesehen, als bei Xavier ebenfalls verheerende Auswirkungen auf den Schienenverkehr festzustellen waren. Entsprechend hat man sich auch bei Mofair mit dem Thema befasst und Mitte Oktober bei einem Treffen mit dem Verkehrsminister aus Mecklenburg-Vorpommern Christian Pegel (SPD) klargemacht, dass man sich ein Ende der „Fehlsteuerung der Infrastrukturgesellschaften der Deutschen Bahn“ wünscht.
Es könne, so Mofair, nicht angehen, dass diese allein an konzernbetriebswirtschaftlichen Renditezielen anstatt an verkehrlichen Erfordernissen gemessen werden. Der Verband kritisiert, dass die finanziellen Mittel für den Vegetationsrückschnitt in den vergangenen Jahren auf „das absolute Minimum“ zurückgefahren worden seien.
Die von Xavier besonders schwer betroffene Metronom-Eisenbahngesellschaft aus Uelzen in Niedersachsen hat bereits Anfang Oktober die Einrichtung eines runden Tisches Grünschnitt gefordert. Immer wieder stürzen bei Unwetter Bäume oder große Äste auf die Gleise. Die Folge sind langanhaltende Streckensperrungen und tausende wartende Fahrgäste.
„Bisher gab es glücklicherweise noch keine größeren Unfälle, trotzdem ist nicht nur der wirtschaftliche Schade groß“, betont Metronom-Sprecher Björn Pamperin. „Die Strecken müssen in einem Zustand sein, der jederzeit eine sichere, verlässliche und pünktliche Fahrt zulässt. Dazu gehört auch ein regelmäßiger und präventiver Grünschnitt entlang der Strecken. Die von Bäumen auf den Bahnbetrieb ausgehenden Gefahren müssen beseitigt werden. Präventive Betriebseinschränkungen bei stärkerem Wind, die unsere Fahrgäste zusätzlich treffen, sind dazu keine Alternative.“
Verantwortlich für den vorsorglichen Grünschnitt entlang der Schienen ist der Eigentümer und Betreiber der Gleisanlagen, die DB Netz AG. Den Interessen der Eisenbahngesellschaften stehen aber häufig die Interessen des Natur- und Umweltschutzes entgegen, denn Grünschnitt an den Bahnanlagen bedeutet auch, vom Umsturz bedrohte Bäume zu fällen. Aktuell kann die DB Netz AG den notwendigen Grünschnitt teilweise aber gar nicht vornehmen, weil Umweltauflagen das Fällen von Bäumen verbieten.
„Wir fordern, dass die betroffenen Verkehrsunternehmen, die verantwortlichen Behörden, die Umweltschutzorganisationen und die DB Netz AG einen Weg zu einer engeren Zusammenarbeit finden. Gemeinsam müssen wir Lösungen finden, die einen sicheren und zuverlässigen Eisenbahnverkehr auch bei Sturm und Regen gewährleistet“, so Pamperin.
Pamperin: „Umweltschutz und Eisenbahnverkehr ist kein Widerspruch. Schließlich ist die Bahn eines der umweltfreundlichsten Verkehrsmittel überhaupt. Wir fürchten aber, dass Fahrgäste, die zu lange in Sturm und Regen am Bahnsteig warten mussten, ins Auto umsteigen. Das kann nicht im Sinne der Umweltverbände sein. Darüber hinaus ist der Flächenverbrauch der Bahn auch mit ordentlichem Grünschnitt immer noch deutlich kleiner als die Straße. Auch die baumfreien Bereiche können ökologisch sehr wertvoll sein.“
Denn eins ist auch klar: Der nächste Sturm kommt bestimmt. Der Winter steht vor der Tür und Witterungseinflüsse werden weiter eine Rolle spielen.
Siehe auch: Alle reden vom Wetter. Wir auch.