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VRR: Gemischte Bilanz zur Sonderaktion

05.09.22 (VRR) Autor:Stefan Hennigfeld

Zum Ende des Neun-Euro-Tickets zieht auch der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) eine gemischte Bilanz. Die im Koalitionsausschuss beschlossene Maßnahme als Teil eines Entlastungspaketes wurde von der Eisenbahnbranche in Rekordzeit umgesetzt: Von der Bekanntgabe Ende März bis zum Start Anfang Juni brauchte man weniger als neun Wochen. Aus Sicht des VRR hat die einfache Regelung und Handhabung des Neun-Euro-Tickets einen deutlichen Impuls gesetzt.

Die vergangenen drei Monate haben das System des ÖPNV allerdings auch ans Limit geführt. Die Vereinfachung von ÖPNV-Tickets und digitale Zugangsmöglichkeiten für Fahrgäste sind wichtige Faktoren für eine Verkehrswende. Ebenso wichtig ist der Ausbau des Angebots. Und das ist ohne finanzielle Mittel für Personal, Infrastruktur und Fahrzeuge nicht zu realisieren. Für weitere Tarifinitiativen müssen alle Beteiligten diesen Impuls jetzt aufgreifen und im Sinne eines zukunftsfähigen ÖPNV ausgestalten.

Denn für die Nahverkehrsbranche ist es wichtig, dass mehr Bundes- und Landesmittel in den Erhalt und den Ausbau des Verkehrsangebotes investiert werden. Daher zieht der VRR eine gemischte Bilanz. Die vergangenen drei Monate haben dem System des ÖPNV seine Grenzen aufgezeigt. Das große Interesse an dem vergünstigten, deutschlandweit gültigen Ticket sorgte im Verbundgebiet für einen großen Ansturm.

An großen Bahnhöfen und SPNV-Stationen waren deutlich mehr Fahrgäste unterwegs. Dadurch kam es zu Haltezeitüberschreitungen und Verspätungen. Viele Linien auf der Hauptachse von Düsseldorf durch das Ruhrgebiet waren derart stark belastet, dass Reisende teilweise nicht zusteigen konnten. Die Zahl der Fahrgäste, die mit den Bussen und Bahnen im VRR unterwegs waren, lag im Vergleich zu 2019 teilweise über dem Vor-Corona-Niveau.

„Was bei der ganzen Debatte um das Ticket viel zu kurz kommt, sind die Menschen, die das System aufrechterhalten haben. Sie haben neunzig Tage 150-prozentigen Einsatz gezeigt. Für ihren Einsatz und das Engagement während der vergangenen drei Monate möchte ich mich im Namen des VRR gerne bei allen bedanken. Dass das nicht spurlos an ihnen vorbei geht, erfahren wir jetzt. Bei den Eisenbahnverkehrsunternehmen haben wir eine hohe Krankenquote, die sich derzeit massiv auf die Angebotsqualität niederschlägt“, sagt Gabriele Matz, VRR-Vorstandssprecherin.

In den zurückliegenden drei Monaten sind im VRR mehr als 3,7 Millionen Neun-Euro-Tickets verkauft worden. Hinzu kamen rund eine Millionen Zeitkarteninhaber, deren Ticketpreise auf monatlich neun Euro reduziert wurden. Durch den deutlich reduzierten Fahrpreis betrugen die Ersparnisse bei Abotickets bis zu 600 Euro. Fast alle Tickets sind als einzelnes Neun-Euro-Ticket verkauft worden. Nur weniger als ein Prozent sind in Form gesondert abgeschlossener Abonnements vertrieben worden, was rund 10.000 Abos entspricht. Ein Fünftel der Neun-Euro-Ticket-Käufer kann als Neukunde gewertet werden.

Foto: Verkehrsverbund Rhein-Ruhr

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