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Caritas fordert Deutschlandticket

05.09.22 (Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Nach dem Ende desNeun-Euro-Tickets fordert der katholische Sozialverband Caritas eine bundesweite Anschlussregelung. Verbandspräsidentin Eva-Maria Welskop-Deffaa: „Soziale Teilhabepolitik und Klimaschutz – das zeigt der sommerliche Feldversuch – gehen gemeinsam.“ Die letzte Woche vom Verband Deutscher Verkehrsunternehmen vorgestellten Studienergebnisse und Datenerhebungen machen deutlich, wie viele Menschen sich durch das Neun-Euro-Ticket haben bewegen lassen, vom Auto auf die Bahn umzusteigen.

Das belegen auch die Zahlen von zwanzig Prozent Neukunden. Entgegen aller Kritik im Vorfeld führt das Ticket nicht nur zu einer reinen Zunahme von Bahnreisenden, sondern entlastet auch die Straßen. Offenkundig ist der klimapolitisch so dringliche Umstieg vom privaten zum öffentlichen Personennahverkehr durch tarifpolitische Maßnahmen zu befördern. „Der damit aufgezeigte Weg zu einer sozial ausgewogenen Mobilitätswende muss nun entschlossen fortgesetzt werden“, so die Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes.

Ein Ticket, das bundesweit in allen Verkehrsverbünden im öffentlichen Personennahverkehr gültig ist, macht die Nutzung von Bus und Bahn für alle einfacher und attraktiver. „Wer als Freiburgerin in Stuttgart, Ulm, Plochingen oder Augsburg Freunde besuchen will, kann mit dem einen Fahrschein bis ans Ziel kommen, ohne zuvor stundenlang die unterschiedlichen örtlichen Tarifsysteme studiert zu haben. Das macht den Umstieg auf die Bahn leicht“, so Welskop-Deffaa. Die Zahlt der Autokilometer sinkt und der CO2-Ausstoß wird reduziert.

„Das neue Ticket muss preislich so ausgestaltet sein, dass es für die öffentlichen Haushalte auf Dauer finanzierbar ist, das ist klar. Wie das gehen kann, hat der Deutsche Caritasverband mit seinem Vorschlag deutlich gemacht. Wir werben für ein Jahresticket für 365 Euro, bzw. Monatsticket für 29 Euro für alle und kostenlos für Menschen mit niedrigen Einkommen.“

Das regulär zu erwerbende ÖPNV-Jahresticket dürfe nicht zu teuer werden, betont der Caritasverband. „Für Pendler, die vom Land in die Stadt zum Arzt oder zu den Großeltern fahren, muss das Ticket erschwinglich sein, damit sie das Auto nur bis zum Park&Ride-Parkplatz nutzen und ab da in den Zug umsteigen“, so Welskop-Deffaa.

Welskop-Deffaa: „Der Bund kann die Verkehrswende nicht alleine finanzieren. Die Regionalisierungsmittel sind seit Jahren eine Unterstützung des Bundes für die Länder, um die Verkehrsinfrastruktur vor Ort zu stärken. Jetzt müssen die Länder ihre Hausaufgaben erledigen. Das Gezerre und Geschachere einiger Bundesländer ist mehr als ärgerlich.“

Nachdem sie das Neun-Euro-Ticket anfangs beinahe verunmöglicht hätten, versuche man nun die eigene Verantwortung klein zu reden. „Der Erfolg des bundesweit gültigen Nahverkehrstickets ist unübersehbar. Innovative Mobilitätspolitik ist soziale Teilhabe- und erfolgreiche Klimapolitik, die nachhaltig von Bund und Ländern gemeinsam abgesichert werden muss“, so die Caritas-Präsidentin.

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