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Qualität und Leistung transparent überwachen

12.05.21 (Kommentar) Autor:Stefan Hennigfeld

Wenn die Züge weniger überfüllt sind, dann geht natürlich auch die gefühlte Qualität für die Fahrgäste nach oben. Niemand mag Züge, die sich anfühlen wie die Rache der Ölsardinen und gerade im urbanen Raum, etwa in München oder Nürnberg, kann man gar nicht genug Leistungsausweitungen anbieten, um das Fahrgastwachstum aufzufangen. Dort, wo jeden Tag viele Menschen zur Arbeit müssen, wo es immer mehr werden, da muss man der gestiegenen Nachfrage auch mit einem qualitativ und quantitativ verbesserten Angebot gerecht werden.

Denn niemand kann wollen, dass künftig noch mehr Autos die Innenstädte verstopfen und gerade in den Metropolregionen sind öffentliche Verkehrsmittel oft wirklich die bessere Alternative. Niemand, der in der Münchener Innenstadt arbeitet, kann Spaß dran haben, dort täglich mit dem Auto hinzufahren. Nichtsdestotrotz ist die seit Jahren steigende Qualität im Eisenbahnverkehr aber nicht nur dadurch zu erklären, dass es durch die Covid-19-Pandemie im Moment nicht so voll ist wie sonst, sondern es ist ein Erfolg der marktwirtschaftlichen Politik der letzten Jahrzehnte.

Es wäre noch vor einigen Jahren völlig undenkbar gewesen, dass ein Aufgabenträger anhand objektiver Qualitätskriterien die Leistung der verschiedenen Eisenbahnverkehrsunternehmen misst und dann auch noch miteinander vergleicht. Als die Aufgabenträger zum Ende der Nullerjahre damit angefangen haben – und die BEG gehört hier zu den Pionieren in Deutschland – da war der Widerstand groß. Die üblichen Verdächtigen waren der Auffassung, man könne die Netze mit verschiedenen Rahmenbedingungen nicht vergleichen und ein Zug, der durch soziale Brennpunkte fährt, der ist eben vandalismusanfälliger als einer, der durch bessere Gegenden fährt.

Aus solchen Gründen wird die Qualität ja auch netzscharf gemessen und nicht pro Betreiber. Es ist also theoretisch durchaus denkbar, dass der Sieger des Qualitätsrankings und auch das letztplatzierte Unternehmen ein und das selbe Haus sind, halt nur in zwei verschiedenen Vergabeobjekten. Und dann muss man eben gucken: Was läuft in Netz A besser als in Netz B und was kann man aus dem besser laufenden Netz übernehmen? Das muss jedes Unternehmen für sich intern sehen, da muss aber auch der Aufgabenträger ein Auge drauf haben und intervenieren.

Es ist Sache des Aufgabenträgers Qualität und Leistung zu kontrollieren und das kann bis hin zu massiven Eingriffen in die Geschäftsabläufe der Unternehmen. Und so ist es ein Erfolg der letzten Jahre, dass man heute guckt, wie die Unternehmen performen. Was noch fehlt ist der nächste Schritt, der in Großbritannien inzwischen üblich ist.

Dort hängen jede Woche Aushänge in den Vitrinen: How did we perform? Wochenaktuell kann man sich angucken, wie die Pünktlichkeitsdaten der verschiedenen Unternehmen sind. Das ist der Schritt, den man in Deutschland noch gehen muss, hier muss ein mutiger Aufgabenträger anfangen und sagen: Wir machen das einfach, egal welche Auftragnehmer was nicht möchten. Wir tun es einfach.

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