Eisenbahnjournal Zughalt.de

Nachrichten über Eisenbahn und öffentlichen Verkehr

Mehr Einfachheit für den Endkunden

12.04.21 (Kommentar) Autor:Stefan Hennigfeld

Wenn ich einen Flug buchen möchte, ganz gleich ob mit Eurowings, Easyjet, Wizzair oder wem auch immer, kann ich das ganz selbstverständlich über verschiedene Buchungsportale im Internet machen. Es ist problemlos möglich, mir die Fluggesellschaften und deren Flüge anzeigen zu lassen. Ich suche mir dann den raus, der preislich, zeitlich oder nach was auch immer für Kriterien am besten passt.

Wer nach der Corona-Pandemie wieder in die Ferien fliegen möchte, für den kann es lohnenswert sein, mit dem Zug erst von Würzburg nach Stuttgart zu fahren statt direkt in Frankfurt einzusteigen. Nicht jeder ist Vielflieger und nicht für jeden ist es selbstverständlich, dass man mal eben von Düsseldorf nach Zürich, von Berlin nach Köln/Bonn oder von Brüssel nach München fliegt.

Ein nicht geringer Teil der Fluggäste ist selten unterwegs, aber oft genug um zu wissen, dass man viel Geld sparen kann, wenn man sich nicht direkt an eine bestimmte Fluggesellschaft wendet. Diese wiederum reagieren mit verschiedenen Kundenbindungsprogrammen und gewähren Vorteile, wenn man direkt bei ihnen bucht. Auf deren Internetangebot taucht nämlich keine Konkurrenz auf und außerdem entfällt die Provision für die externen Vermittler. Denn Portale wie Opodo oder Ab in den Urlaub machen das nicht aus Spaß an der Freude, sondern ihr Geschäft ist die Provision.

Im Eisenbahnwesen ist das etwas anders. Hier hat der Fahrgast in der Regel nicht die Wahl zwischen den Zügen mehrerer Eisenbahnverkehrsunternehmen, die kurz hintereinander von A nach B fahren, sondern man ist auf den Monopolisten angewiesen: Im SPFV gibt es überhaupt keinen Wettbewerb und im SPNV wird einem der Betreiber vom Aufgabenträger vor die Nase gesetzt. In Österreich gibt es nicht einmal im SPNV Wettbewerb, sondern man hat Monopolstrukturen und es ist kein politischer Wille erkennbar, das zu ändern.

Und dennoch weiß man auch in einer solchen Situation, dass es notwendig ist, zentrale Anlaufstellen zu schaffen. So wie man in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts überall die Verkehrsverbünde gegründet hat, damit man nicht für den Linienbus einen anderen Fahrschein braucht als für den Zug, so geht man diesen Weg jetzt weiter: Es muss ein zentrales Buchungsportal geben, das auch alternative und neue Mobilitätsformen mit abbildet. So wie es ja auch oft gemeinsame Telefonnummern, Fundbüros oder ähnliches gibt, damit Fahrgäste, die was auch immer für ein Anliegen haben, sich betreiberübergreifend an eine Dialogstelle wenden können.

Daher ist der Weg, den man in Österreich geht, der richtige. Natürlich reicht es nicht, gerade im ländlichen Raum ist deutlich mehr nötig, um die Leute vom Auto auf die öffentlichen Verkehrsmittel zu kriegen, so das überhaupt sinnvoll darstellbar ist. Aber der Weg hin zu einer nationalen Vertriebsplattform ist vernünftig. Private Anbieter werden sich, zumindest nicht ohne öffentlichen Auftrag, in den Markt einschalten. Deshalb ist es auch notwendig, die Schaffung dieser Plattform unter einem staatlichen Dach zu organisieren.

Kommentare sind geschlossen.