Warum man manchmal die Denkmäler braucht
03.12.20 (Kommentar) Autor:Stefan Hennigfeld
Wir alle assoziieren mit der klassischen S-Bahn eine Stammstrecke, die womöglich unter der Innenstadt einer Metropole verläuft, die dann auf ihren Außenästen noch immer im engen Takt das Umland schnell anschließt. Solche Modelle hat man in München, Frankfurt und vielen anderen deutschen Großstädten. So eine Stadtschnellbahn (oder wofür genau steht das S in S-Bahn?) dient genau dem, was man bei der Diskussion um die Höhe und Verteilung der Regionalisierungsgelder immer allzu gerne vergessen hat: Dem Massenverkehr in den Metropolen.
Es gibt RE-Leistungen etwa im Ruhrgebiet, die den Charakter einer Express-S-Bahn haben und es gibt klassische Regionalbahnen, die aus den N-Zügen der alten Bundesbahn hervorgegangen ist. Das N stand unstrittig für Nahverkehr. Auch hier hatte man schon vor der Eisenbahnreform immer wieder Modelle mit verlässlichem Taktverkehr eingeführt, weil man schon in den 1980er Jahren wusste, dass Verlässlichkeit eine Grundvoraussetzung ist, um der ständigen Verfügbarkeit des eigenen Autos etwas entgegensetzen zu können.
Und heute reden wir über Regio-S-Bahnen. Es gibt eine solche in Bremen – bereits seit 2010 fährt hier erfolgreich die Nordwestbahn GmbH – und nun plant man sowas rund um Regensburg. Kann Regensburg überhaupt ein solches Verkehrsaufkommen haben, dass es eine S-Bahn im eigentlichen Sinne rechtfertigt? Und wo ist der Unterschied zwischen S-Bahn und normalen Regionalzügen? Bei der alten Bundesbahn war klar: Wenn der Silberling verschwindet und dafür der orange-weiße x-Wagen auf der Schiene fährt, dann ist die neue S-Bahn da, auch wenn sie schon damals oft nichts anderes war als der alte N-Zug unter neuer Bezeichnung.
Unter einem Projektnamen wie Regio-S-Bahn kann man aber genau die politische Kooperation durchsetzen, die man braucht: Diverse Kreisverwaltungen, Ortsbürgermeister, aber auch die Abgeordneten im Bundestag und im Landtag, sie alle müssen motiviert werden, an einem Strang zu ziehen – und das klappt in aller Regel nur, wenn man die Sache gut vermarktet.
Natürlich könnte man sagen, dass man rund um Regensburg einige Leistungsausweitungen verbessern könnte und mit diesem und jenem Infrastrukturausbau könnte man das und das erreichen. Aber man braucht, auch wenn es hochtrabend klingt, das Denkmal, das sich die Verantwortungsträger bauen wollen: Seht her, die Regio-S-Bahn Regensburg ist damals von mir, Dorfbürgermeister Müller-Lüdenscheid, aktiv mitgestaltet worden.
Doch jenseits dieser hochtrabenden Pläne darf man nicht vergessen, dass auch die grundständigen Aufgaben gelöst werden müssen. Hierzu zählt unter anderem, dass in einer angemessenen Zahl Mitarbeiter für die bestehenden Angebote in den Unternehmen sind. Dafür muss man Ausbildungsquoten vorschreiben und sich vielleicht auch als Aufgabenträger an den Kosten beteiligen – zumindest aber sicherstellen, dass diese ausreichend eingepreist werden können. Dann kann man auch auf die großen Schritte zugehen.
Siehe auch: BEG stellt Regio-S-Bahn Regensburg vor