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Elektrifizierung nach Lindau abgeschlossen

17.12.20 (Baden-Württemberg, Bayern, Fernverkehr, Schweiz) Autor:Stefan Hennigfeld

Die Schweiz, Vorarlberg und Bayern rücken näher zusammen. Seit letztem Sonntag steht die Bahnstrecke von München nach Lindau für den regulären Betrieb unter Strom. Erstmals können damit elektrische Züge zwischen der bayerischen Landeshauptstadt München und der Schweizer Metropole Zürich verkehren. Zwei Drittel der 155 Kilometer langen Ausbaumaßnahme liegen im Freistaat Bayern, ein Drittel im württembergischen Allgäu.

Insgesamt kostete der Ausbau 1,12 Milliarden Euro, wovon mit 510 Millionen Euro knapp die Hälfte auf die Elektrifizierung und Beschleunigung zwischen Geltendorf und Lindau entfällt. Die restlichen Mittel wurden für sonstige Streckenmodernisierungsmaßnahmen eingesetzt, darunter 230 Millionen Euro für den Ausbau des Knotens Lindau mit dem neuen Festlandsbahnhof im Stadtteil Reutin.

Verbesserungen im SPNV werden dann mit der Inbetriebnahme des neuen E-Netzes Allgäu zum Fahrplanwechsel im Dezember 2021 wirksam. Den Durchbruch für den über lange Jahre hinweg immer wieder diskutierten Streckenausbau zwischen München und dem Bodensee hatten vor anderthalb Jahrzehnte Vorfinanzierungsangebote durch die Schweiz in Höhe von 50 Millionen Euro und durch den Freistaat Bayern in Höhe von 55 Millionen Euro gebracht.

Der Bund, der Freistaat, die Schweizer Eidgenossenschaft und die Deutsche Bahn entwickelten dann ein bundesweit einmaliges Finanzierungskonzept für die Elektrifizierung und Beschleunigung. Der Freistaat hatte grünes Licht dafür gegeben, dass jenseits des Vorfinanzierungsangebots nicht nur rund 30 Millionen Euro als Landesmittelzuschuss fließen, sondern auch knapp 150 Millionen Euro aus einem für Schienennahverkehrsinfrastruktur-Investitionen in Bayern vorgesehenen Fördertopf des Bundes, der sogenannten LuFV Anlage 8.7.

Eine ähnlich komplexe Finanzierungsstruktur weist auch der neue Knotenbahnhof auf dem Festland in Lindau-Reutin auf, der ebenfalls zum Fahrplanwechsel in Betrieb genommen wird. Der über 23 Millionen Euro teure Bahnhofsneubau, der im Übrigen seit über 15 Jahren der erste neue Fernverkehrsbahnhof im deutschen Bahnnetz außerhalb Berlins ist, wird hauptsächlich aus der Länderquote Bayern finanziert, ergänzt mit Zuschüssen des Freistaats und der Stadt Lindau.

Die Fahrzeit zwischen München und dem neuen Lindauer Bahnhof verkürzt sich im Fernverkehr um eine knappe Dreiviertelstunde auf nun rund 110 Minuten. Spatenstich für die Elektrifizierung war im März 2018 in Memmingen. Ursprünglich war ein „großer Bahnhof“ für die Inbetriebnahme vorgesehen mit Sternfahrten von München und Zürich aus, einem Staatsempfang des Freistaats und einem Bürgerfest der Stadt Lindau.

Die Feierlichkeiten sollen dann Ende 2021 nachgeholt werden. Dann soll die Elektrifizierung der Südbahn von Ulm über Friedrichshafen nach Lindau in Betrieb gehen. Zudem wird zum selben Zeitpunkt noch die fehlende Elektrifizierung des zweiten Gleises über den Inseldamm zum Inselbahnhof Lindau ans Netz gehen.

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