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VRR: Ein Jahr Transdev-Vertrieb

17.12.20 (VRR) Autor:Stefan Hennigfeld

Seit einem Jahr findet der Vertrieb im VRR-Verbundraum durch Transdev statt. Zeit, eine Zwischenbilanz zu ziehen, denn nicht nur die Fahrtleistungen selbst, auch die Vertriebsaufträge unterliegen dem Vergaberecht und werden regulär ausgeschrieben. Hier ist der Ex-Monopolist DB Vertrieb, wie auch in anderen Bereichen der Branche, nur noch einer von vielen Akteuren.

Die Bilanz des VRR nach zwölf Monaten mit dem neuen Vertriebsdienstleister fällt positiv aus: Fahrgäste profitieren von neuen zeitgemäßen Funktionen und die Wirtschaftlichkeit hat sich verbessert. „Der SPNV als wichtiger Bestandteil der öffentlichen Daseinsvorsorge muss auch Vertriebskanäle und Standorte gewährleisten, die nicht zwangsläufig wirtschaftlich sind. Trotzdem war es uns bei der Neuorganisation des Vertriebs ab Dezember 2019 besonders wichtig, ihn so komfortabel aber eben auch so effizient und kostengünstig wie möglich zu gestalten“, erklärt Burkhard Dedy, verantwortlicher Projektleiter für den SPNV-Vertrieb beim VRR.

Das an den Vertriebsprovisionen gesparte Geld lasse sich dann beispielsweise zur Finanzierung von Leistungsausweitungen nutzen. Aus diesem Grund wurden einige Automaten- und Vertriebsstellenstandorte aufgegeben – und zwar dort, wo die Einnahmen durch Ticketverkäufe noch nicht einmal die Unterhaltungskosten sichern. So können Fahrgäste heute zwar beispielsweise an jeder Station im VRR ein Ticket am Automaten kaufen, nur nicht mehr zwangsläufig an mehreren Stellen pro Station.

Bei hoher Nachfrage oder auch an Stationen, an denen bislang gar kein Ticketkauf möglich war, wurde der Vertrieb ausgeweitet. Fahrgäste können seit Dezember 2019 an rund 450 grünen Ticketautomaten, in 21 Vertriebsstellen und 23 Agenturen Nahverkehrstickets erwerben. Die rund 450 neuen Ticketautomaten sind kundenfreundlich gestaltet und bieten im Vergleich zu den alten DB-Automaten zusätzliche nützliche Funktionen.

Anfangs kam es jedoch bei einzelnen Geräten zu Störungen, manche waren nicht zu bedienen, bei anderen funktionierte die Onlineanbindung nicht korrekt und zum Teil konnten Fahrgäste nicht alle Zahlungsmittel einsetzen. Inzwischen hat sich jedoch die sogenannte Verfügbarkeit der Ticketautomaten – also der reibungslose Betrieb aller Funktionen – wesentlich verbessert und liegt inzwischen bei durchschnittlich 97 bis 98 Prozent.

An 21 Stationen mit einer großen Fahrgastnachfrage betreibt Transdev eigene Vertriebsstellen, in denen Fahrgäste sämtliche Anliegen rund um den ÖPNV direkt mit einem Servicemitarbeiter klären können. Untersuchungen zeigen, dass sich die Wartezeiten positiv entwickelt haben: Durchschnittlich warteten Fahrgäste etwa hundert Sekunden auf den Kontakt zu einem Transdev-Mitarbeiter.

Problematisch sei allerdings oftmals noch deren Qualifikation in puncto VRR-Tarif. Dedy: „Hier muss dringend u. a. durch Schulung des Personals nachgebessert werden.“ Allerdings hat es hier auch bei DB Vertrieb einen mehrjährigen Verbesserungsprozess gegeben.

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