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SSB AG: Flottensanierung beendet

15.08.17 (Stuttgart) Autor:Stefan Hennigfeld

Die Stuttgarter Straßenbahnen AG haben ihr 2008 begonnenes Projekt zur Generalsanierung der Stadtbahn-Triebzüge, die ab 1985 ausgeliefert worden sind, abgeschlossen. Bis zu zwölf der 56 Tonnen schweren Fahrzeuge haben pro Jahr die Generalsanierung in den Möhringer Werkhallen durchlaufen und sind damit wieder fit gemacht worden für planmäßig nochmals zwei Jahrzehnte des harten Einsatzes auf den anspruchsvollen Berg-und-Tal-Steilstrecken im Netz der Landeshauptstadt.

Die grundlegende Aufarbeitung der bis zu über 30 Jahre alten Wagen ist wirtschaftlicher als der Kauf neuer Fahrzeuge – der inzwischen gleichwohl ebenfalls stattfindet, weil es mehr Wagen braucht als bisher. Doch Konstruktion und Substanz der bewährten bisherigen Betriebsmittel sind so robust, dass sich die Investition in die Generalsanierung lohnt. Etwa vier Millionen Euro muss das Unternehmen aktuell für einen neuen Triebzug aufwenden, während ein saniertes Exemplar die SSB rund 1,3 Millionen kostet.

Alltäglich ist die „Hauptwerkstatt als Produktionsbetrieb“ nicht, wie Thomas Moser erläutert, Chef über die Schienenfahrzeuge bei der SSB. Es ist zwar üblich und Vorschrift, dass je nach Laufleistung und Zeitfrist der bestehende Wagenpark eine Hauptuntersuchung durchläuft, bei der alle Baugruppen gründlich durchgesehen und aufgearbeitet werden.

Aber dass alle Bauteile so grundlegend in die Hand genommen und zahlreiche technische Elemente gegen Neuteile getauscht werden, wie jetzt bei der Generalsanierung in Stuttgart, hier hat die SSB unter den öffentlichen Verkehrsbetrieben seinerzeit praktisch Neuland betreten. Der große Vorteil: Die Mitarbeiter kennen „ihre“ Wagen nun so genau wie der Hersteller.

Weil bis zu acht Wagen gleichzeitig in Arbeit waren, konnten – höchst rationell wie bei einer Großserie – die Baugruppen unabhängig vom jeweiligen Wagen im Voraus aufgearbeitet werden. Sprich der eine Wagen musste nicht warten, bis seine Teile wieder einbaufertig waren, sondern bekam die Ausstattung der Wagen verpasst, die schon vor ihm in der Reihe kamen.

Bis aufs nackte Blech sind die Wagen in der Werkstatt zunächst ausgebeint worden. Neuer Lack, neuer Bodenbelag, neue Türen, neue Sitze, aufgefrischte Wandverkleidung, so hieß das Programm für den Innenraum. Technisch wurden nicht nur wie auch sonst üblich alle Verschleißteile erneuert, sondern auch die Verkabelung – rund 50 Kilometer Gesamtlänge pro Fahrzeug. Vor allem sind die elektrischen Schaltbaugruppen komplett erneuert worden, von der klassischen Elektromechanik mit den bekannten „klickenden“ Relaisschaltungen hin zur Leistungselektronik.

Insgesamt betraf die Generalsanierung 76 Fahrzeuge. Das letzte Exemplar dieser Großaktion, der Zug mit der damaligen Numnmer 3221, war seit Mai 2016 in Arbeit. Am 7. August 2017, hat er unter der „neuen“ Nummer 4221 planmäßig wieder wie neu die Halle verlassen. Zwanzig Mitarbeiter waren dauerhaft mit dem Projekt betraut.

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