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DB AG vermindert Fernbus-Engagement

27.09.16 (Fernverkehr) Autor:Stefan Hennigfeld

Wie die Deutsche Bahn bekannt gegeben hat, wird man das Engagement im Fernbussektor zukünftig deutlich zurückfahren. In der Sprachregelung des Unternehmens heißt es, dass man die Fernbusaktivitäten künftig vollständig in das Kerngeschäft auf der Schiene integrieren werde.

„Wir haben die Marktentwicklung der letzten Jahre eingehend analysiert und bewertet. Fazit: Der Fernbus hat sich als wichtiges Element im deutschen Mobilitätsmarkt etabliert und es hat sich das Modell der vernetzten Verkehre gegenüber der Bedienung von einzelnen Linien durchgesetzt“, sagt Berthold Huber, DB-Vorstand Verkehr und Transport. „Im Vergleich unserer bisherigen zwei Geschäftsmodelle hat sich der IC Bus durch die enge Einbindung der Fernbuslinien in das gesamte DB-Mobilitätsnetz als kundenseitig überzeugender und wirtschaftlich nachhaltiger herausgestellt.“

Man argumentiert zudem mit dem neuen Fernverkehrsnetz, das letztes Jahr vorgestellt wurde. Das basiert im Wesentlichen darauf, dass man bei möglichst vielen langlaufenden RE-Leistungen darauf hofft, dass der Aufgabenträger diese zugunsten von SPFV-Leistungen abbestellt und im Gegenzug noch Geld für die Fahrscheinanerkennung zahlt. Man legt jedoch wert auf die Feststellung, dass Geldflüsse dieser Art keine Bestellerentgelte seien und daher auch nicht dem Vergaberecht unterliegen.

Es ist sehr wahrscheinlich, dass NE-Bahnen das in den kommenden Jahren anders sehen und richterliche Entscheidungen anstehen. Das gilt um so mehr, falls einzelne neue InterCity-Leistungen nach einigen Jahren unwirtschaftlich werden und eingestellt werden müssen. Bis dahin aber hat man großes vor. Huber: „Wir kombinieren das hinsichtlich der Netzdichte und Reisegeschwindigkeit unschlagbare Schienenfernverkehrsnetz mit den Vorteilen des flexibel einsetzbaren Fernbusses und bringen damit Schienen- und Busfernverkehrsmarkt näher zusammen. So wollen wir mehr Reisende für die Schiene und den Fernbus gewinnen. Die getrennte Betrachtung dieser Märkte macht für uns wenig Sinn, da sie die tatsächlichen Kundenbedürfnisse außer Acht lässt.“

Ende 2016 endet der Betrieb unter der Marke BLB (berlinlinienbus.de). Im IC-Busnetz sollen vor allem touristische Linien erhalten bleiben. Kritik kommt vom Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer (BDO). Geschäftsführerin Christiane Leonard: „Die Deutsche Bahn, die sich gerne als multimodaler Mobilitätsanbieter zeigt, stellt mit ihrer Entscheidung ein falsches Signal. Der faktische Marktaustritt der DB beim Fernbus kommt zur Unzeit.“

Viel zu spät sei die Bahn konsequent in den Markt gegangen, Wettbewerbsvorteile habe sie nie genutzt. „Es ist ganz klar davon auszugehen, dass nun andere Wettbewerber in den Markt kommen“, so Leonard. Sie verwies zudem darauf, dass sowohl Fernbus als auch Eisenbahnverkehr nur Nischenprodukte im Verkehrsmarkt sind. Während das Auto über achtzig Prozent Marktanteil hat, kommt die Schiene auf sieben und der Fernbus auf ein Prozent.

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