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Transdev: Mitteldeutsche Regiobahn führt Frauenabteile ein

31.03.16 (Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Die zum Transdev-Konzern gehörende Mitteldeutsche Regiobahn will künftig einige Abteile in ihren Zügen speziell für Frauen reservieren. Das ist nicht nur eine Reaktion auf die Kölner Silvesternacht, es soll grundsätzlich dafür sorgen, dass die subjektive Sicherheit in den Zügen des Unternehmens steigt. Das hat für Aufregung gesorgt, vor allem in den sozialen Netzwerken. Unter dem Hashtag #ImZugPassiert fanden sich zahlreiche Geschichten. Frauenabteile gibt es jedoch zunächst nur bei der Mitteldeutschen Regiobahn.

Bei anderen Akteuren hat man solche Planungen bislang nicht gehabt. Es fängt bereits damit an, dass Abteile in den Zügen die große Ausnahme geworden sind. Rainer Thumann, Unternehmenssprecher der Abellio GmbH: „In unseren durchgehenden Triebzügen gibt es keine Abteile im klassischen Sinne. Die Bestuhlung mit Anzahl, Anordnung in Gruppen, Reihen, Vis-a-Vis oder Lounges bis hin zur Konfiguration der ersten und zweiten Klasse liegt in Händen der Bestellerorganisationen. Der abteillose Triebzug, der bei Abellio Kundenbetreuer an Bord hat, soll eine soziale Kontrolle durch Übersicht durch den ganzen Zug vermitteln. Dabei bleibt es den Fahrgästen immer noch überlassen, sich zu bestimmten Gruppen an besonderen Stellen im Zug zusammenzusetzen.“

Auch, wie oft spekuliert wird, ist für das Unternehmen eine gestiegene Zahl von Sexualstraftaten in oder an den Zügen nicht zu beobachten. Thumann: „Bisher sah sich unser Unternehmen weder in Europas größtem Ballungsraum Ruhrgebiet noch in den drei neuen Bundesländern Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen mit derartigen Vorkommnissen konfrontiert. Wir setzen darauf, dass unser Konzept mit Kundenbetreuern an Bord sowie der Einsatz der regulären Sicherheitskräfte zusammen mit sozialer Kontrolle der Fahrgäste auch weiterhin in unseren Zügen zum Wohle der Mitreisenden greift.“

Für die Zahl der Zugbegleiter in den Zügen ist dabei auch der Aufgabenträger zuständig. In Köln ist das Nahverkehr Rheinland – hier hat man seit dem Jahreswechsel zwar über vieles gesprochen, jedoch waren reine Frauenabteile nie ernsthaft in der Planung. NVR-Sprecher Holger Klein: „Unsere Züge sind allesamt durchgehend, unabhängig vom Betreiber. Abteilwagen, wie man sie aus einigen SPFV-Zügen kennt, gibt es bei uns nicht. Das gilt nicht nur für den Eisenbahnverkehr, auch die Stadtbahnfahrzeuge der Kölner Verkehrsbetriebe und der Stadtwerke Bonn sind komplett durchgängig. Um die subjektive Sicherheit der Fahrgäste zu erhöhen setzen wir eher auf die Erhöhung der Zugbegleiterquote.“

Die Einführung von Abteilen wäre daher allenfalls in künftigen Verkehrsverträgen möglich – oder durch die Einziehung von Zwischenwänden, wie bei der ersten Klasse. Das jedoch zu entscheiden ist und bleibt Sache des Aufgabenträgers. Klein: „Kein im SPNV zwischen Köln, Bonn und Aachen tätiger Betreiber kann solche Maßnahmen ohne unsere Zustimmung durchsetzen. In jedem Fall bedürfe so etwas unserer Genehmigung, da wir als Aufgabenträger die Ausgestaltung der Züge in den Verkehrsverträgen festgelegt haben, die von den Verkehrsunternehmen nicht einseitig ohne Rücksprache geändert werden können.“

Das gilt sowohl für den Einzelfall als auch branchenweit. Beim VDV teilt Sprecher Lars Wagner mit, dass es dort zu dieser Angelegenheit keinerlei Empfehlungen oder ähnliches für die Mitgliedsunternehmen gibt. Ein eigener Ausschuss im Verband, den es nicht erst seit Anfang Januar gibt, beschäftigt sich grundsätzlich mit Sicherheitsfragen im Nahverkehr. Wagner: „Dazu gehören z. B. die Videoüberwachung in den Fahrzeugen und an den Haltestellen, Notrufeinrichtungen in den Fahrzeugen und auch spezielle Sicherheitskräfte als Begleitung, vor allem im SPNV. Die Maßnahmen zielen immer darauf ab, die Sicherheit aller Fahrgäste und des Personals gleichermaßen zu erhöhen, da unterscheiden wir nicht nach Zielgruppen. Wenn Transdev eine solche Umsetzung aus betrieblicher Sicht für sinnvoll und notwendig hält, dann ist das eine rein unternehmerische Entscheidung. Eine entsprechende branchenweite Empfehlung des VDV gibt es dazu nicht.“

Dabei gilt es natürlich, sowohl Fahrgäste als auch Mitarbeiter zu schützen. Vor diesem Hintergrund hat die GDL bereits vor einigen Wochen einen Aushang veröffentlicht. Mitarbeiter werden dazu aufgerufen, einen bestimmten Meldebogen auszufüllen – der jedoch oft erst auf Verlangen herausgegeben werden soll. Die GDL ruft ihre Mitglieder dazu auf, explizit den Meldebogen KS15 zu verlangen und auf eine Empfangsbestätigung zu bestehen. Das Ziel ist es, die Zahl der Dunkelziffer zu senken. Es ist also ganz grundsätzlich nicht erst seit Anfang Januar Bewegung in der Sache.

Siehe auch: #ImZugPassiert

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