Eisenbahnjournal Zughalt.de

Nachrichten über Eisenbahn und öffentlichen Verkehr

#ImZugPassiert

31.03.16 (Kommentar, Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Es sind manchmal die nichtigen Anlässe, die für Diskussionen sorgen. So war das auch am Osterwochenende. Gründonnerstag wurde bekannt, dass Transdev in den Zügen der Mitteldeutschen Regiobahn Frauenabteile eingeführt hat. Nach der Kölner Silvesternacht – die die Branche eigentlich viel stärker beschäftigen müsste, als sie es tut – kamen solche Forderungen immer mal wieder. Natürlich waren die zum Teil gut gemeint und auch die MRB will das beste für die Sicherheit ihrer weiblichen Fahrgäste.

Es kann aber keine ernsthafte sicherheitspolitische Lösung im Eisenbahnwesen sein, wenn es Frauenabteile gibt. Nicht nur dass diese Form von Geschlechtertrennung allen Vorstellungen unserer aufgeklärten Gesellschaft zuwiderlaufen. Ja meint denn irgendjemand, dass potentielle Sittlichkeitsverbrecher so ein Frauenabteil nicht betreten würden? Nein, was es braucht ist Sicherheitspersonal in den Zügen und an den Bahnsteigen – gerade auch in der Dunkelheit. Morgens vor dem Berufsverkehr, aber auch abends spät, wenn die Züge leer und manche Fahrgäste dafür um so voller sind.

Wenn Frauen im Internet unter dem rundgegangenen Hashtag #ImZugPassiert Geschichten erzählen, dann spielt die statistische Auswertung eben keine große Rolle mehr. Zum einen reicht es nicht, die Zahl zu senken, zum anderen muss man auch aktiv gegen eine Dunkelziffer vorgehen. Auch die Verkehrsunternehmen müssen ihre Fahrgäste und Mitarbeiter dazu aufrufen, Anzeige zu erstatten. Die GDL hat hier zurecht entsprechende Mitgliederinformationen publiziert.

Doch das reicht nicht. Es braucht mehr Partnerschaften und mehr Sicherheitskonzepte. Man kann sehr kurzfristig dafür sorgen, dass z.B. an einem Hauptbahnhof die Rolltreppe zur U-Bahn nicht mehr die unsichtbare Trennlinie zwischen den Zuständigkeiten der Bahnhofssicherheit und der Sicherheitsleute der kommunalen Betreiber darstellt. Auch die Kooperation zwischen den Bahnhofs- und Verkehrsbetreibern muss in diesen Fragen ausgebaut werden.

Es kann doch nicht sein, dass der Zuständigkeit wegen zwischen im Zug und auf dem Bahnsteig ein Unterschied gemacht wird! Und um noch einmal bei der Kölner Silvesternacht zu bleiben: Ein erheblicher Teil der tatverdächtigen Personen soll seit Jahren polizeibekannt sein, weil sie Banden angehören, die nicht erst seit gestern rund um den dortigen Hauptbahnhof und die Domplatte ihr Unwesen treiben: Ob Taschendiebstähle, Rauschgifthandel oder was auch immer.

Anfang März machten Medienberichte die Runde, wonach den Ermittlungsbehörden inzwischen SMS- und Whats-App-Konversationen in arabischer Sprache vorliegen sollen – diese seien aber noch nicht übersetzt worden. Wenn das auch nur ansatzweise stimmt, dann lachen die Hintermänner organisierter Kriminalität über so viel Unfähigkeit bei deutschen Ermittlungsbehörden. Deswegen braucht es nicht nur Sicherheitspersonal, das im Rahmen allgemeiner Nothilferechte eine Gefahrensituation schnell erkennen und abwehren kann, es braucht ebenso eine funktionierende Strafverfolgung. Dann kann man hoffen, dass bald weniger als jetzt #ImZugPassiert.

Siehe auch: Transdev: Mitteldeutsche Regiobahn führt Frauenabteile ein

Kommentare sind geschlossen.