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Kritik an Gigalinern

28.08.15 (Güterverkehr) Autor:Stefan Hennigfeld

Sowohl die Allianz pro Schiene als auch der Fahrgastverband Pro Bahn haben sich gegen eine Freigabe besonders schwerer Lastwagen, der sogenannten „Gigaliner“ ausgesprochen. Diese behindern nach Ansicht der Verbände den ÖPNV in Stadt und Land und auch Busse und Bahnen bei Ortsdurchfahrten. „Deutschland befindet sich seit Jahren in der Liga der Schieneninvestitionen in Europas Abstiegszone. Es ist höchste Zeit, dass der Bundesverkehrsminister Dobrindt mit einer stärkeren Förderung des Schienenverkehrs gegensteuert, statt den Abstieg durch Ausweitung der Gigaliner-Zulassung noch zu beschleunigen“ erklärt Karl-Peter Naumann, Ehrenvorsitzender von Pro Bahn.

Die Allianz pro Schiene beruft sich zudem auf eine Studie, wonach die Zulassung solcher Lastwagen im Umfang von mehr als acht Millionen Tonnenkilometer von der Schiene auf die Straße verlagert – das sind 7,6 Prozent des Schienengüterverkehrs. Die Menge entspricht pro Tag 7000 zusätzlichen Lkw-Fahrten auf Deutschlands Straßen. Dirk Flege, Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, wirft Verkehrspolitikern vor, sie würden „vor dem wachsenden Druck bestimmter LKW-Hersteller einknicken.“ Dabei gibt er auch Anlegertipps: „Wenn Daimler wirklich glauben würde, mit dem Gigaliner weniger Lastwagen zu verkaufen, müssten die Aktionäre ihr Veto einlegen“, sagte Flege. „Es ist eine Tatsache, dass die Freigabe für Gigaliner zu noch mehr Lkw-Verkehr führen wird.“ Wenn der Bund die Regelzulassung dennoch betreibe, bürde er dem Steuerzahler hohe Kosten auf, gefährde die Sicherheit von Autofahrern und Radfahrern und schädige die Umwelt.

Mehr Güterzüge statt Gigaliner sind für die Transportwirtschaft effizienter, für die Umwelt besser und machen Bahnstrecken wirtschaftlicher. Personenverkehr profitiert auch. Zweigstrecken im ländlichen Raum dienen als Gleisanschluss für örtliche Betriebe und Verlader und bieten Reisenden zugleich Anbindung an die Zentren. Sind Strecken für Güterverkehr elektrifiziert, können auch im Personenverkehr leisere, effizientere, abgasfreie elektrische Zügen fahren. Insgesamt biete die Eisenbahninfrastruktur einen multiplen Nutzen, wenn auf Strecken, die momentan nur vom Personenverkehr genutzt werden, in Zukunft auch der eine oder andere Güterzug seinen Platz fände.

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