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Ehrentafel für Dresdener Hauptbahnhof

03.11.14 (Sachsen) Autor:Stefan Hennigfeld

Ab sofort ziert eine schwere Messingtafel die Eingangshalle des Dresdner Hauptbahnhofs: Dort lesen die Reisenden seit Donnerstag in hochwasserfester Gravur, dass der kundenfreundlichste Bahnhof Deutschlands 2014 in der sächsischen Landeshauptstadt steht. Bahnfreunde feierten mit der Allianz pro Schiene eine Siegerkür für den imposanten Bau, der im elften Jahr des Wettbewerbs in der Kategorie Großstadt den Titel „Bahnhof des Jahres“ gewonnen hat.

Im Beisein des Vorstandsvorsitzenden von DB Station & Service, André Zeug, enthüllten die Jury-Mitglieder die Messingtafel in der Kuppelhalle des ausgezeichneten Bahnhofs. Der Dresdner Bahnhofsmanager Heiko Klaffenbach (Deutsche Bahn) und Dresdens Bürgermeister Jörn Marx (CDU) bekamen eine Urkunde für ihre gute Zusammenarbeit bei Sanierung und Betrieb des Dresdner Hauptbahnhofs. Die sechsköpfige Jury aus Vertretern des Fahrgastverbandes Pro Bahn, dem Deutschen Bahnkunden-Verband (DBV), dem Verkehrsclub Deutschland (VCD), dem ACE Auto Club Europa, dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club ADFC und der Allianz pro Schiene zeichnete neben Dresden (Großstadtbahnhof) auch das hessische Hünfeld (Kleinstadtbahnhof) aus. „Der Dresdner Hauptbahnhof vereint den Prunk vergangener Epochen und moderne Ansprüche an Funktionalität“, sagte Jurymitglied Karl-Peter Naumann vom Fahrgastverband Pro Bahn. „Dieses Gebäude beweist jeden Tag, dass der Spagat gelingen kann.“ Nicht nur ist dieser Prachtbau Kopf- und Durchgangsbahnhof in einem; nach umfassenden Umbauarbeiten und überstandener Überschwemmung habe sich die Last der Historie an dem denkmalgeschützten-Sandstein-Ensemble in „eine lichte, beschwingte Leichtigkeit“ verwandelt, so Naumann.

Im Zusammenhang mit der Auszeichnung für den Dresdener Hauptbahnhof wurde im Sommer auch über die Frage diskutiert, wieso noch nie ein Bahnhof aus Nordrhein-Westfalen diese seit 2004 vergebene Auszeichnung erhalten hat. Dirk Flege, Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, sagte damals in der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung, dass die Bahnhöfe an Rhein und Ruhr „beispiellos schlecht“ seien. Das gilt sicher nicht für alle. Zum Kulturhauptstadtjahr 2010 wurde der Essener Hauptbahnhof umfassend renoviert und es gab erhebliche Investitionen. An dieser Stelle zwei Zahlen: Der Essener Hauptbahnhof hat werktäglich 170.000 Ein- und Aussteiger, der Dresdener Hauptbahnhof hat werktäglich 60.000 Ein- und Aussteiger. Zwar ist Essen ein Zweckbau ohne großen Prunk, dafür stehen sich hier Bahnhofsromantik und Leistungsfähigkeit gegenüber. Die Allianz pro Schiene hat sich offenbar gegen die Leistungsfähigkeit und für die Bahnhofsromantik entschieden. Dirk Flege, Geschäftsführer der Allianz pro Schiene: „Ein Bahnhof wie Dresden ist eine atemberaubende Kombination aus alt und neu, aus Tradition und Gegenwart.“ Ein „Träger der Reisekultur“ statt eines Zweckbaus – nach Leistung fragt hier niemand.

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