Siebzig Prozent der DB-Mitarbeiter sind unzufrieden
16.08.11 (Allgemein) Autor:admin
Wie die Financial Time Deutschland in ihrer heutigen Ausgabe berichtet, sind fast 70 Prozent der Mitarbeiter der Deutschen Bahn frustriert. Dies habe eine interne Studie des Konzerns ergeben, die nach FTD-Informationen Konzernmarketingchef Ulrich Klenke kürzlich zusammengestellt hat.
Bürokratische Abläufe, zentralistische Strukturen, rüde Umgangsformen fehlende Flexibilität und mangelnde Entscheidungsfreiheit sind die Hauptauslöser der Unzufriedenheit. Durch die von Hartmut Mehdorn vorangetriebene Zentralisierung erweist sich die Bahn als bürokratisches Monstrum, das die Behördenbahn bei Weitem übersteigt. Da täuschen auch die vielen Tochtergesellschaften nicht darüber hinweg, da die Budgetgrenzen der einzelnen Manager sind so knapp bemessen, dass sie sich bei jeder kleinen Ersatzbeschaffung nach oben hin absichern müssen.
Das negative Image in der Bevölkerung ist auch ein Punkt, der bei den Mitarbeitern Frust aufkommen lässt. Sie bekommen als erste den geballten Ärger der Reisenden zu spüren, wenn es nicht nach Plan läuft, Züge ausfallen oder Klimaanlagen nicht funktionieren. Auch wenn es nicht Schuld der Bahn ist, sie sind die Blitzableiter für die Kunden.
Mit Marketingmaßnahmen sind die Probleme der Bahn in Sachen Außen- und Innenwahrnehmung aber nicht in den Griff zu bekommen. Das hat auch das Management erkannt. Für die Mitarbeiter gibt es deshalb Regionalkonferenzen, auf denen sie ihren Frust artikulieren können und gemeinsam mit dem Management nach Lösungen gesucht wird.
Dienstleistungsunternehmen müssen so nah wie möglich am Kunden sein, um auf deren Bedürfnisse eingehen zu können. Das kann nicht im fernen Berlin geschehen. Etwas mehr Vertrauen in die Mitarbeiter vor Ort kann da nur helfen. Vielleicht sind die Mitbewerber bei den Kunden darum beliebter als die DB AG.
Auch auf der Seite der Arbeitnehmervertreter gibt es Handlungsbedarf: Wenn tatsächlich eine qualifizierte Mehrheit der Beschäftigten so gefrustet ist wegen ihrer Arbeitsbedingungen, dann wird es Zeit, dass die sonst so rührigen und lautstarken Interessenvertreter mal diese Probleme konkret angehen. Nicht nur die Bahn-Mitarbeiter würden es ihnen danken – auch die Reisenden.
Zur heutigen Berichterstattung in der Financial Times Deutschland erklärt die Deutsche Bahn in einer Pressemeldung: „Die in der FTD zitierte stichprobenartige Umfrage unter rund 200 Mitarbeitern stammt aus dem Frühjahr 2010. Wir nehmen die darin zum Ausdruck gekommenen kritischen Rückmeldungen sehr ernst. Die Bahn habe einen Lern- und Veränderungsprozess angestoßen. Deshalb hat der DB-Vorstand schon vor über einem Jahr einen langfristig angelegten Veränderungsprozess gestartet.
In einer ganzen Folge von mehrtägigen Dialogrunden – häufig mit dem kompletten Vorstand – wurde in einem ersten Schritt der offene und direkte Austausch mit mehreren tausend Mitarbeitern gesucht, um konkrete Veränderungen im Sinne der Mitarbeiter und der Kunden der DB anzustoßen. Für die kommenden Monate sind weitere Konferenzen mit nochmals rund 4.000 Mitarbeitern vorgesehen. Die Resonanz auf die gemeinsame Arbeit an der neuen Unternehmenskultur ist positiv. Wir sind deshalb zuversichtlich, dass wir auf einem guten Weg zu einem neuen Miteinander sind.“
Bild: Roland Horn, Deutsche Bahn AG