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Flixbus und Leo-Express steigen bei Locomore ein

21.08.17 (Fernverkehr, Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Der tschechische Eisenbahnabieter Leo-Express und Flixbus steigen gemeinsam beim insolventen SPFV-Anbieter Locomore an. Leo-Express plant, die Fahrten in Zukunft wieder anzubieten, wobei das bestehende Vertriebssystem von Flixbus genutzt werden soll. So kann der Zugbetrieb auf der Trasse Berlin-Stuttgart über Halte wie Hannover, Frankfurt am Main oder Heidelberg ab dem 24. August, also dem kommenden Donnerstag, wiederaufgenommen werden.

Tickets für die Zugstrecken quer durch Deutschland sind ab 9,90 Euro buchbar, Kurzstrecken bereits ab fünf Euro. André Schwämmlein, Flixbs-Gründer und Geschäftsführer: „FlixBus ist mittlerweile eine international bekannte Marke. Wir haben in den letzten Jahren bewiesen, dass Mobilität nicht teuer sein muss, wenn man die entsprechende Auslastung erreicht. Wir sind überzeugt, dass wir über die Flixbus-Plattform die nötige Zahl an Kunden gewinnen, um einen nachhaltigen Betrieb der Locomore-Strecken auch bei günstigen Ticketpreisen zu ermöglichen. Zeitgleich profitieren wir durch die intermodale Integration in unser Fernbusnetz von neuen Zielgruppen für die Flixbusse.“

Flixbus kooperiert bereits seit 2015 in Tschechien mit dem privaten Verkehrsunternehmen Leo-Express. Peter Köhler, CEO von Leo-Express: „Wir glauben an das Produkt Locomore. Gemeinsam mit Flixbus wollen wir zwei nachhaltige, ökologische Verkehrsmittel multimodal verbinden.“ Auch in Österreich verknüpft Flixbus seine Fernbus-Linien bereits seit 2013 erfolgreich mit dem privaten Eisenbahnunternehmen Westbahn. Diese Kooperationen mit dem Schienenverkehr bündelt das Unternehmen nun in der neugegründeten Gesellschaft Flixtrain GmbH.

André Schwämmlein: „Intermodale Konzepte wie die Kombination aus Fernbus und Zug funktionieren bereits in anderen Ländern. So schaffen wir eine attraktive Alternative zum eigenen Auto. Wir glauben, dass die Vernetzung von öffentlichen Verkehrsmitteln auch in Deutschland die Zukunft der Mobilität ist.“

Das Berliner Fernzug-Startup Locomore wurde 2007 gegründet und war dank Crowd-Funding am 14. Dezember 2016 auf der Trasse zwischen Stuttgart und Berlin gestartet. Im Mai 2017 musste der DB-Konkurrent Insolvenz anmelden und stellte seine Zugverbindungen zum 12. Mai 2017 ein. Verhandlungen mit einem Investor waren kurz zuvor gescheitert. Die Locomore-Züge hatten bis dahin rund 70.000 Fahrgäste befördert.

Flixbus unterstützte hier bereits durch eine Freifahrt-Aktion für die von der Einstellung betroffenen Locomore-Fahrgäste. Die Crowdfunder erhalten nach der Insolvenz des Startups Freifahrten für das europaweite Flixbus-Netz sowie ein Bonusguthaben für das Leo-Express-Netz in Zentraleuropa Äußerst erfreut zeigt man sich bei der Allianz pro Schiene.

Mit dem Einstieg des tschechischen Unternehmens Leo Express und des Fernbusbetreibers Flixbus bekommt das Eisenbahn-Startup Locomore eine zweite Chance: „Aus Sicht der Fahrgäste ist das eine gute Nachricht“, sagte Allianz pro Schiene-Vorstand Karl-Peter Naumann. „Auch auf der Schiene gilt der Grundsatz, dass Konkurrenz das Geschäft belebt. Die Fahrgäste werden von neuen Anbietern und frischen Ideen im Fernverkehr profitieren.“

Zugleich mahnte Naumann die Politik, nun zügig für faire Wettbewerbsbedingungen zwischen Schiene und Straße zu sorgen. „Wenn der Fernbusanbieter Flixbus demnächst als Flixtrain Tickets verkauft, ist es den Reisenden noch weniger zu vermitteln, warum sie im Fernbus bei den Fahrgastrechten benachteiligt werden“, bemängelte Naumann, der auch Ehrenvorsitzender des Fahrgastverbands Pro Bahn ist.

Unfaire Wettbewerbsbedingungen zwischen Fernzug und Fernbus gebe es auch beim Thema Maut und bei den Stationsgebühren, bemängelte die Allianz pro Schiene. Während Fernzüge für jeden Kilometer auf der Schiene hohe Trassenpreise bezahlen müssen, nutzt der Fernbus die Straßen, ohne Maut zu zahlen. „Dass es in Deutschland keinen privaten Fernzug gibt, der schwarze Zahlen schreibt, liegt an den politischen Rahmenbedingungen“, kritisierte Naumann.

Er forderte in diesem Zusammenhang eine generelle Halbierung der Trassenpreise für Züge. Weitere Probleme im Marktumfeld des SPFV hat die Allianz pro Schiene allerdings nicht genannt. Das betrifft etwa das Tarif- und Vertriebsmonopol der DB oder die Sparpreisverfügbarkeit auf Strecken mit konkurrierenden Anbietern. Man beschränkt sich auf die Mautforderung für Fernbusse und die Senkung der Trassenpreise im Bereich der Eisenbahn.

Siehe auch: Locomore und die grundsätzlichen Probleme

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