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Rheintalbahn: Verbände schlagen Alarm

21.08.17 (Baden-Württemberg, Güterverkehr, Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Im Zusammenhang mit der Sperrung der Rheintalbahn bei Rastatt haben sowohl das Netzwerk Europäischer Eisenbahnen (NEE) als auch der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) Alarm geschlagen. Gesperrt wurde ein Nadelöhr, auf dem normalerweise täglich rund 200 Güterzüge die Verbindung zwischen Norditalien, der Schweiz und den Nordseehäfen, aber auch zu und von den großen deutschen Industriegebieten sicherstellen.

Jetzt gibt es wegen des eingebrochenen Tunnelneubaus direkt unter den Gleisen der bestehenden Bahnstrecke südlich von Rastatt nach Angaben der DB Netz AG keine Fahrmöglichkeit mehr bis mindestens Ende August. Das Netzwerk Europäischer Eisenbahnen schätzt, dass die Umsatzausfälle alleine für die Güterbahnen bei zwölf Millionen Euro pro Woche liegen. Dabei sind weder die Schäden bei den Versendern oder Empfängern der Güter noch bei der Infrastruktur berücksichtigt.

Isabelle Schulze, Vorstandsmitglied des NEE aus Lörrach, forderte deshalb, vor allem bei der DB Netz AG die Anstrengungen „noch einmal zu beschleunigen“. Zeitgleich müssten die schnellstmögliche Wiederherstellung der Befahrbarkeit in Rastatt und die Organisation der Umleitungsverkehre organisiert werden. Um den in den neuen Tunnel eingebrochenen Untergrund gründlich aufarbeiten zu können, empfiehlt das Netzwerk, auch den Einsatz einer Hilfsbrücke zu prüfen.

Schulze: „Man muss unkonventionell denken. Wenn nicht beim hiesigen oder einem anderen europäischen Bahnnetzbetreiber, wird es nach unserer Einschätzung mindestens in Militärdepots Hilfsbrücken geben, die von Pionieren zügig über der entstandenen Senke installiert werden könnten.“

Beim VDV fordert man finanzielle Hilfen des Bundes – schließlich liegt die Verantwortung beim Bundesunternehmen DB Netz. „Der Streckenabschnitt ist ein neuralgischer Punkt für das gesamte europäische Eisenbahnnetz. Eine wochenlange Sperrung hat katastrophale Folgen insbesondere für die umfangreich betroffenen Güterbahnen“, so VDV-Geschäftsführer Martin Henke.

Verschärft wird Situation dadurch, dass auch mögliche Umleitungsstrecken von baubedingten Sperrrungen betroffen sind. „Es gibt praktisch keine Verkehrsrelation, auf der die umzuleitenden Verkehre wirtschaftlich durchgeführt werden könnten. In der Folge wird der Verkehr auf andere Verkehrsträger abwandern, vor allem auf die Straße, und die Eisenbahnunternehmen verlieren massiv Kunden und blieben auf den Fixkosten sitzen“, so Henke weiter.

Angesichts der ohnehin schwierigen Kosten- und Erlössituation des Schienengüterverkehrs könnte die Situation für einige Unternehmen existenzbedrohend werden. „Den betroffen Eisenbahnunternehmen ist kurzfristig nicht durch Problemanalyse und gegenseitige Schuldzuweisung zu helfen, sondern durch finanzielle Unterstützung. Die notwendigen Schlussfolgerungen für die Neubaumaßnahmen der Zukunft müssen danach erörtert werden“, so Henke.

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