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Lärm senken – Akzeptanz erhöhen

06.04.17 (Güterverkehr, Kommentar) Autor:Stefan Hennigfeld

Natürlich sind Züge laut, aber in einem Hochtechnologieland wie Deutschland muss es einfach möglich sein, Güterzüge fahren zu lassen, ohne dass in den Nachbarhäusern die Bilder von den Wänden fallen. Nach dem lärmabhängigen Trassenpreissystem ist es der logische nächste Schritt dafür zu sorgen, dass sehr laute Güterzüge umgerüstet werden müssen oder von der Strecke kommen. Natürlich ist es lukrativ, mit uralten und längst abgeschriebenen Zügen herumzufahren.

Umso mehr, wenn man bedenkt, dass auch DB Cargo bei der Gründung der DB AG zahlreiche bereits damals uralten Loks und Waggons aus Bundesbahn-Beständen geschenkt bekommen hat. Soweit die Fahrzeuge damals noch nicht abfinanziert waren, wurden die Verpflichtungen ab dem 1. Januar 1994 vom Bundeseisenbahnvermögen übernommen, die DB AG sollte unbelastet in ihre unternehmerische Zukunft starten.

Um so wichtiger ist es, mit entsprechenden Trassenpreisen dafür zu sorgen, dass Investitionen in neues, wirtschaftliches und lärmschonendes Rollmaterial lukrativ werden – trotz der hohen Abschreibungen. Natürlich kann man jetzt treffend gegenhalten, dass die Schiene nicht im luftleeren Raum steht, sondern sich in einem harten Preiskampf befindet. Ist die Fahrt Dresden nach Aachen mit dem Lastwagen vierzig Euro billiger als mit dem Güterzug, dann hat die Bahn verloren. Ende der Durchsage.

Und das ist richtig, hat aber wiederum mit den Rahmenbedingungen zu tun, die wir verkehrspolitisch insgesamt in Deutschland vorfinden. Ja, die Trassenpreise im Schienengüterverkehr sind in den vergangenen Jahren exorbitant gestiegen und zwar immer wieder zugunsten des Bundesunternehmens DB Netz. Gleichzeitig ist die Maut auf Autobahnen und Bundesstraßen nach einem mehrjährigen Moratorium gesenkt worden, so dass man von Kostengerechtigkeit zwischen den Verkehrsträgern nicht mehr sprechen kann.

Auch hier wäre es Sache des Bundesverkehrsministers – und wahrscheinlich erst des nächsten, ganz gleich ob Alexander Dobrindt es schafft, sich über die Bundestagswahlen hinaus auf diesem Posten zu halten – etwas zu machen. Natürlich ist so eine Lastwagenfahrt viel zu billig, aber die Lösung, die man bei der Eisenbahn präsentiert, verschlimmert die Sache. Es ist nach wie vor völlig inakzeptabel, wenn Güterzüge von mehreren tausend Tonnen Gewicht nur einen Bruchteil der Trassenpreise zahlen, den eine hundert Tonnen schwere Regionalbahn zahlt.

Auch wenn es für DB Netz natürlich attraktiver ist, sich das Geld aus dem hochsubventionierten Regionalverkehr zu holen statt zu riskieren, dass Güterverkehrskunden auf die Straße abwandern. Deswegen, auch wenn das erst vor einigen Wochen an dieser Stelle bereits einmal Thema war: Wir brauchen mehr Kostengerechtigkeit über die Verkehrsträger hinweg. Dann kann man auch in Sachen Schienenlärm etwas unternehmen, ohne dass eine Abwanderung auf die Straße zu befürchten ist. Man muss die Akzeptanz der Eisenbahn insgesamt stärken – und das ist eine Aufgabe, die weit über den Wahltermin im September hinausgeht.

Siehe auch: Verbot lauter Güterzüge tritt in Kraft

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