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Das Leben ist Veränderung

05.09.16 (Kommentar) Autor:Stefan Hennigfeld

Wieder starten mehrere tausend Jugendliche und junge Erwachsene ins Berufsleben bei der Eisenbahn – längst nicht nur im DB-Konzern, der bis heute gefühlten „Bundesbahn“, sondern auch woanders. Viele kleinen Jungs wollen Lokomotivführer werden und einige erfüllen sich diesen Traum. Dabei hat dieser längst nichts mit Jim-Knopf-Romantik zu tun. Aber es ist ein Mangelberuf, in dem man sehr wahrscheinlich nur sehr geringe Risiken hat, in der Arbeitslosigkeit zu landen. Es ist eine gute Berufsperspektive, zur Eisenbahn zu gehen, auch wenn sie sich im Vergleich zu früher geändert hat.

Damals hatten viele die Chance, relativ schnell verbeamtet zu werden. Andere Jahrgänge hingegen blieben außen vor. Es gab immer wieder Perioden, in denen die Bundesbahn jungen Leuten generell keine Chance gab. Die Personalpolitik der alten Behördenbahn hatte immer auch was mit der Farbenlehre und der Großwetterlage in der Bonner Bundesregierung zu tun. In den 60er Jahren sollte die Bundesbahn sparen, später hat die sozialliberale Koalition auch Bundespost und Bundesbahn genutzt, um die arbeitsmarktpolitische Ziele zu erreichen.

Das ist heute anders, die Zugangsvoraussetzungen sind in jedem Fall vielfältiger. Es ist aber in der heutigen Arbeitswelt längst nicht gesagt, dass jemand vom Berufseintritt bis zur Rente die gleiche Arbeit am gleichen Ort macht. Und das Eisenbahnwesen ist heute eben anders strukturiert als früher. Es kann sein, dass man in seinem Arbeitsleben von Betreiberwechseln betroffen ist. Oft ist eine heimatnahe Anschlussbeschäftigung im eigenen Betrieb möglich. Man sollte auch in diesem Zusammenhang noch einmal darauf hinweisen, dass sich ein Arbeitsverhältnis über den Arbeitgeber und den Arbeitnehmer definiert; nicht über konkrete Aufträge. Das ist der Unterschied zu einem Werkvertrag.

Trotzdem kann es sei, dass jemand, warum auch immer, in seinem Berufsleben den Arbeitgeber wechselt. Wenn das im Rahmen einer Personalübernahme bei einem Betreiberwechsel ist, dann ist die Forderung der GDL, in so einem Fall Abfindungszahlungen vorzusehen, sehr wohl legitim. So erfolgreich der Demographie-Tarifvertrag der EVG ohne jede Frage ist, aber er geht von einem lebenslangen Verbleib im DB-Konzern aus und es ist mitnichten gesagt, dass das so der Fall sein wird.

Man muss sich vielleicht auch mal vor Augen halten, wie das Leben in einer Marktwirtschaft funktioniert: Mann kann nicht im Alter von 16 fünfzig oder mehr Berufsjahre durchplanen und dann abarbeiten. Das geht auch nicht im Eisenbahnwesen, auch bei der Bundesbahn war das nicht möglich. Denn was hat die alte Behördenbahn denn mit ihren Leuten gemacht, wenn mal wieder eine Strecke geschlossen wurde? Gut, im Zweifel pensioniert, aber das ist ja kein Zukunftsmodell. Deswegen muss man fair und ehrlich an die Sache rangehen: Ja, es wird immer gute Chancen auf seriöse und gut bezahlte Arbeit geben. Es gibt aber keine Garantie, dass es auf alle Zeiten eine Planstelle am Bahnhof neben dem Geburtshaus gibt. Aber: Das ist kein Nachteil, denn solche Versprechen gibt es nirgendwo. Das Leben ist Veränderung – immer und überall.

Siehe auch: Branchenweiter Ausbildungsstart

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