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Vereintes Europa – Bei der Bahn nicht wirklich

01.12.14 (Europa, Saarland, Verkehrspolitik) Autor:Sven Steinke

PerlEin Beispiel für diese These stellt das Dreiländereck zwischen Deutschland, Frankreich und Luxemburg dar, wo auch die Gemeinde Schengen liegt. Hier wurde vor knapp 30 Jahren das berühmte Schengener Abkommen zum Abbau von Grenzkontrollen und zur Einführung des freien Personen- und Warenverkehrs unterschrieben. Nur auf der Bahnstrecke an der gegenüberliegenden Moselseite ist von grenzüberschreitendem Personenverkehr nicht viel zu erkennen.

Samstags und sonntags verkehren gerade einmal zwei Zugpaare zwischen der 100.000 Einwohner Stadt Trier und der 40.000 Einwohner Stadt Thionville. Unter der Woche besteht kein durchgehender Personenverkehr auf der Schiene. Die Nahverkehrsangebote der jeweiligen Betreiber enden hier jeweils vor der Landesgrenze in Apach und Perl. Zudem hat die französische Staatsbahn SNCF ihre Züge vor einem Jahr auf Busse umgestellt, die auch nicht weiter ins zwei Kilometer entfernte Perl fahren, obwohl der Grenzübergang für den Straßenverkehr mittlerweile keine Barriere mehr darstellt.

Dabei sollte mit der Einführung des Rheinland-Pfalz-Takt 2015 doch alles besser werden. Die ursprünglichen Planungen sahen vor, dass zum Fahrplanwechsel im Dezember 2014 mit Zweisystem Elektrotriebzügen ein stündliches Nahverkehrsangebot zwischen den Bahnknoten Trier und Thionville eingeführt werden sollte.

Doch wie aus Protokollen der Verbandsversammlung des SPNV Nord zu entnehmen ist, scheitert dieses Vorhaben vor allem an fehlendem Interesse auf französischer Seite. Andererseits fehlt auch seitens des Fahrzeugherstellers Bombardier und des Betreibers DB Regio die Bereitschaft, die Fahrzeuge vom Typ „Talent 2“ an das französische Bahnstrom- und Zugsicherungssystem anzupassen. Nach der Ausschreibung der Verkehrsleistungen auf deutscher Seite hieß es noch, dass der Aufwand zur Fahrzeugumrüstung vergleichsweise gering sei. Somit besteht die Möglichkeit zur Einführung einer durchgehenden Regionalbahn-Linie erst wieder mit der Neuausschreibung der Verkehre zum Dezember 2024.

Nachdem die Variante einer durchgehenden Regionalbahn-Linie gescheitert ist, planten Verantwortlichen beim SPNV Nord nach dem Vorbild des Wochenendverkehrs fünf bis sechs Regionalexpress-Zugpaare mit Dieseltriebzügen verkehren zu lassen. Doch wie ein Blick in den neuen Fahrplan zeigt, wird auch diese Variante nicht umgesetzt. Der heutige Fahrplan mit lediglich zwei grenzüberschreitenden Wochenendzugpaaren hat weiterhin Bestand.

Bild: Sven Steinke

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