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VMS stellt 50-Hertz-Ladestation vor

22.09.23 (Sachsen) Autor:Stefan Hennigfeld

Der Verkehrsverbund Mittelsachsen (VMS) fördert elektrische Traktion ohne Fahrdraht. Eine Alternative zur konventionellen Oberleitung ist beim SRCC (Smart Rail Connectivity Campus) in Annaberg-Buchholz entstanden. Der VMS ist daran beteiligt. Auch, weil später einmal VMS-Akkuzüge Annaberg-Buchholz ansteuern sollen.

Allerdings bedarf das Akkuzug-Konzept einer wichtigen Voraussetzung: Zum Nachladen muss geeigneter Bahnstrom (aus der Oberleitung) vorhanden sein (15.000 Volt/16,7 Hertz). Doch was flächendeckend in ganz Europa anliegt, ist für Akkuzüge untauglicher Strom aus den Landesnetzen (10.000 oder 20.000 Volt bei 50 Hertz). Um die Nuss zu knacken, hat sich ein Konsortium gebildet (DB Energie, DB Regionetz Infrastruktur, F&S Prozessautomation, Rail Power Systems, SRCC, TU Dresden und VMS). Dieser Zusammenschluss von Unternehmen und Institutionen errichtete eine Ladestation, die den Landesstrom auf bahntaugliche 15.000 Volt unter Beibehaltung der Frequenz von 50 Hertz umwandeln und bereitstellen kann.

Die Firma Alstom hat im Auftrag des VMS die Akkuzüge an diese Art des Ladens angepasst. Der VMS-Akkuzug, den künftige Fahrgäste, Politiker und die Branche am 21. August in Chemnitz begrüßt hatten, verließ bei Flöha das „Bahnstromland“ und fuhr zu den entscheidenden Tests zur Ladestation nach Annaberg-Buchholz. Sie steht seit Juni 2023 im Bahnhof Annaberg-Buchholz Süd: Ein 23 Tonnen schwerer, straßentransportabler Container, dem man seine Innovationsrolle auf den ersten Blick nicht ansieht, und ein kurzes Stück Oberleitung. Der Test klappte, die Akkus luden.

VMS-Geschäftsführer Mathias Korda: „Noch liegt Arbeit vor dem Konsortium, um die Ladetechnik zur Serienreife zu bringen. Doch der entscheidende Schritt ist getan, um Akkuzüge bundesweit auch dort einzusetzen, wo kein Bahnstrom anliegt.“

Das deutsche Eisenbahnnetz ist nur zu reichlich sechzig Prozent elektrifiziert. Steffen Röhlig, Projektleiter von Rail Power Systems (RPS) für dieses Projekt: „Für den kommerziellen und regelmäßigen Einsatz muss die jetzige Pilotanlage noch ertüchtigt werden. Dazu zählt auch die Ausrüstung der Bahnsteige in Annaberg-Buchholz Süd mit Oberleitung, damit die Züge während des normalen Halts geladen werden können. Abgesehen davon haben wir bewiesen, dass sich kompakte Ladeinfrastruktur für Akkuzüge in kurzer Zeit errichten und in Betrieb nehmen lässt.“

Bis zur Vorbereitung der Ladestation für den kommerziellen Betrieb steht sie auch anderen Fahrzeugherstellern für Tests zur Verfügung. Sören Claus, Geschäftsführer der SRCC gGmbH: „Wir sind stolz, dass wir die Entwicklung der Nachladetechnologie im Rahmen der Gesamtprojektleitung aktiv mitgestalten konnten und freuen uns auf die weitere Projektarbeit.“ Die Ladestation kann im Rahmen der Digital Rail Convention (20. bis 22. September 2023) in Annaberg-Buchholz Süd besichtigt werden. Die ersten VMS-Akkuzüge für die Bahnstrecke Chemnitz – Leipzig werden im Sommer 2024 ausgeliefert.

Foto: Verkehrsverbund Mittelsachsen GmbH

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