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Bessere Anbindung nach Polen

22.11.21 (Brandenburg, Polen) Autor:Stefan Hennigfeld

Die alte Überfürung über die Oder in Küstrin-Kietz, ursprünglich 1867 erbaut und nach Beschädigungen in zwei Weltkriegen immer wieder repariert, wird seit Herbst 2021 abgerissen. Am 1. und 2.11.2021 wurden die beiden Strombrücken u.a. durch eine niederländische Spezialfirma ausgeschwommen, um Platz für den Neubau zu gewinnen.

Die Oderbrücke bei Küstrin-Kietz liegt auf der historischen Ostbahn, die früher Berlin und das ostpreußische Königsberg (heute Kaliningrad) verband. 

[/caption]Die Deutsche Bahn baut eine neue Hightech-Brücke über die Oder. Damit profitieren die Fahrgäste zwischen Deutschland und Polen ab Ende 2022 von zuverlässigeren Zügen. Die durchgängige Bahnverbindung zwischen den beiden Nachbarländern ist deutlich bequemer und erleichtert den Umstieg von der Straße auf die Schiene. Den Grundstein für das grenzüberschreitende Bauwerk legten letzte Woche in Küstrin-Kietz Vertreter der Bundesrepublik Deutschland, der Republik Polen, des Landes Brandenburg und der DB AG.

Der Bund investiert rund 65 Millionen Euro für den Bau. Die neue Eisenbahnbrücke ist weltweit einzigartig: Bei der 260 Meter langen Netzwerkbogenbrücke sind die Tragseile, die sogenannten Hänger, aus Carbon gefertigt. Der im Vergleich zu Stahl deutlich elastischere Werkstoff sowie die innovative Bautechnik ermöglichen eine besonders schlanke, materialsparende und umweltfreundliche Konstruktion.

Ronald Pofalla, Infrastrukturvorstand der DB: „Diese Brücke ist ein Symbol für das Zusammenwachsen Europas – ganz im Sinne des Europäischen Jahres der Schiene. Schon Ende 2022 werden die ersten Züge über diese einzigartige Konstruktion fahren und Pendlerinnen und Pendler komfortabel und umweltfreundlich in beide Länder bringen. Die filigrane Architektur der Brücke begeistert mich ebenso, wie das Tempo, mit dem sie entsteht: Ein gutes Jahr ist rekordverdächtig.“

Fahrgäste können mit Fertigstellung der neuen Brücke die RB26 von Berlin über Müncheberg (Mark) nach Kostrzyn (Polen) wieder durchgehend nutzen. Seit Ende 2020 besteht ab Küstrin-Kietz aufgrund der bauvorbereitenden Maßnahmen und Bauarbeiten Schienenersatzverkehr mit Bussen. Über die neue Brücke fahren die Züge dann mit 120 km/h. Vorher waren es über lange Jahre nur 30 km/h.

Die alte Brücke, ursprünglich 1867 erbaut und nach Beschädigungen in zwei Weltkriegen immer wieder repariert und zuletzt 1920 grunderneuert, wird seit Herbst 2021 abgerissen. Das Projekt „Neue Oderbrücke“ wurde 2015 bei einem bundesweiten Brücken-Wettbewerb ausgeschrieben. Den Zuschlag erhielt das Architekturbüro Schüßler-Plan aus Berlin gemeinsam mit Knights Architects aus London.

Dietmar Woidke (SPD), Ministerpräsident Brandenburg: „Die Bahn macht´s möglich. Deutschland und Polen rücken heute wieder ein Stück näher zusammen. Denn je vielfältiger und selbstverständlicher unser Zusammenwachsen in der Grenzregion, desto leistungsfähiger müssen die Verkehrswege sein, um die Menschen zu verbinden. Deshalb ist dieser hochmoderne zweigleisige Brückenneubau nicht nur für die grenzüberschreitende Infrastruktur so enorm wichtig, sondern auch ein Schub für die deutsch-polnischen Freundschaft im 30. Jahr des Partnerschaftsvertrags. Doch es ist noch viel tun. Das Ziel von Brandenburg, Berlin und der Woiwodschaft Lubuskie bleibt, dass die stark nachgefragte Bahnverbindung Berlin-Küstrin einmal durchgehend elektrifiziert und zweigleisig mit Tempo 160 befahren werden kann.“

Foto: Deutsche Bahn AG

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