Eisenbahnjournal Zughalt.de

Nachrichten über Eisenbahn und öffentlichen Verkehr

Differenzen zwischen Stadler und Go-Ahead

12.05.21 (Bayern) Autor:Stefan Hennigfeld

Wenige Wochen vor dem Start des Elektronetzes Allgäu kommt es zwischen dem vorgesehenen Betreiber Go-Ahead Verkehrsgesellschaft Deutschland mbH und dem Fahrzeughersteller Stadler zu öffentlich ausgetragenen Differenzen. Voraussichtlich werden die neuen Züge im Dezember nicht zur Verfügung stehen. In den Gesprächen zwischen dem Management von Go-Ahead Bayern und der Firma Stadler Deutschland konnten die grundsätzlichen Differenzen nicht überbrückt werden.

„Wir bedauern sehr, dass es nicht möglich war, mit den Vertretern der Firma Stadler eine Einigung zu erzielen,“ so Patrick Verwer, Geschäftsführer der Go-Ahead-Unternehmen in Deutschland. „Um sicherzustellen, dass die – zum Teil bereits fertigen – Fahrzeuge der Firma Stadler bis zum Start des E-Netzes Allgäu im Dezember zur Verfügung stehen werden, sind wir zu weiteren Gesprächen bereit, bereiten aber unabhängig davon die nächsten Schritte vor und werden auf jeden Fall ab Dezember den Betrieb aufnehmen.”

Die Unstimmigkeiten sind vor dem Hintergrund entstanden, dass Go-Ahead derzeit Züge vom schweizerischen Unternehmen Stadler bauen lässt und diese Züge im Auftrag von Go-Ahead in einer Werkstatt des Unternehmens TMH International gewartet werden sollen. TMH International gehört zur Transmash-Gruppe, einem großen, international aufgestellten Eisenbahndienstleister. Derartige Wartungsverträge sind in der gesamten Bahnbranche üblich; daher ist es für Go-Ahead unverständlich, dass Stadler die Züge und die dazugehörigen Wartungsdokumente nicht wie vertraglich vereinbart übergeben will.

Stadler indes weist darauf hin, dass man den bestehenden dem heutigen Zeitpunkt entsprechend vollumfänglich erfüllt und Fahrzeuge produziert und bereits vorzeitig zugelassen hat. „Gleichermaßen erwarten wir von unserem Vertragspartner Go-Ahead, dass auch er die vertraglichen Vereinbarungen einhält. Der bestehende Vertrag untersagt, die Wartungsleistungen an einen Wettbewerber von Stadler zu vergeben. Das beauftragte Unternehmen TMHI ist – wie Stadler- in der Entwicklung, Produktion und Instandhaltung von Schienenfahrzeugen tätig und somit Wettbewerber von Stadler. Damit sind die Vertragsbedingungen seitens Go Ahead Bayern nicht erfüllt“, so heißt es in einer Stellungnahme.

Die Instandhaltung von Schienenfahrzeugen durch Dritte ist in Deutschland üblich – sofern sie reine Wartungsunternehmen und nicht gleichzeitig in der Entwicklung und Fertigung von Zügen tätig sind. Die bestellten 22 Fahrzeuge für das E-Netz Allgäu werden durch Stadler vertragsgemäß hergestellt.

Die Zulassung durch das Eisenbahnbundesamt liegt bereits vor, so dass die Züge vorzeitig betriebsbereit sind. Angesichts dieser Umstände ist es für Stadler unverständlich, dass Go Ahead Bayern die Bestellung von Ersatzverkehr in Erwägung zieht. Sollte dies der Fall sein, liegt das Risiko vollumfänglich bei Go Ahead Bayern. Die aktuellen Gespräche mit Go Ahead wurden durch Stadler Rail initiiert.

Kommentare sind geschlossen.