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120 Jahre Dresdner Schwebebahn

12.05.21 (Sachsen) Autor:Stefan Hennigfeld

Nicht nur Wuppertal, auch Dresden hat eine Schwebebahn nach dem Prinzip von Eugen Langen und beide Anlagen wurden 1901 in Betrieb genommen. Die erste Fahrt des technischen Denkmals fand am 6. Mai 1901 statt. Aufgrund der Pandemie kann das Jubiläum leider nicht standesgemäß gefeiert werden. Dennoch sind ein individueller Besuch und die Fahrt mit der Bahn auch unter Corona-Einschränkungen möglich. Sie verkehrt täglich von 9:30 Uhr bis 20:00 Uhr.

Bei schönem Wetter gibt es an der Bergstation einen Kaffee zum Mitnehmen. Sobald wieder Gastronomie zugelassen ist, werden auf der Plattform auch die Sitzgelegenheiten aufgebaut. Dann können die Gäste den Ausblick von der hochgelegenen Terrasse noch besser genießen. Außerdem bietet sich der beschauliche Stadtteil Oberloschwitz perfekt für den Sonntagsausflug oder einen Spaziergang an.

Ende des 19. Jahrhunderts befasste sich der Kölner Ingenieur und Zuckerfabrikant Eugen Langen mit der Entwicklung einer zur Personenbeförderung geeigneten Variante, der in seiner Fabrik verwendeten industriellen Hängebahnen. In einem Brief von 1892 an Wilhelm von Siemens, der sich für die Idee interessierte, schrieb Langen, „Ich hab‘ das Ding Schwebebahn genannt“.

Nach dem Prinzip der hängenden Wagen entstanden um die Jahrhundertwende die Schwebebahnen in Wuppertal und Dresden, wobei die Bahn in Wuppertal eine längere Strecke bedient, in der Ebene verkehrt und gut zwei Monate früher in Betrieb genommen wurde. Die Bahn in Dresden fährt dagegen am Berghang und wird durch ein Seil bewegt. Sie gilt heute als die älteste Bergschwebebahn der Welt.

Ihre Entstehung verdankt die Dresdner Schwebebahn dem technischen Ehrgeiz des Dresdner Ingenieurs Bellingrath, der mit Eugen Langen bekannt war. Eher monetäres Interesse hatte dagegen der Hofbuchhändler Warnatz, der maßgeblich zur Finanzierung beitrug. Die bereits 1895 eröffnete Standseilbahn ließ die Grundstückspreise am Weißen Hirsch nämlich in die Höhe schießen.

Warnatz wollte deshalb mit Grundstücksspekulationen in Oberloschwitz Geld verdienen. So entstand die 274 Meter lange Bahn am Elbhang, die einen Höhenunterschied von 84 Metern überwindet. Die beiden Wagen hängen noch heute an zwei Fahrschienen, die von insgesamt 33 Stahlstützen gehalten werden. Angetrieben wurde die Bahn zunächst durch eine Dampfmaschine, seit 1909 sorgt ein Elektromotor für die nötige Kraft.

Das 390 Meter lange und 38 Millimeter dicke Stahlseil bewegt die Wagen. Beim Bau der Schwebebahn gab es zahlreiche Hindernisse. Unter anderem konnte das für die Talstation vorgesehene Grundstück Pillnitzer Landstraße Nummer 3 nicht erworben werden, so dass die ursprünglich gerade Trassenführung talwärts gesehen einen Knick nach links bekam. Der Legende nach bewahrte diese abgewinkelte Trasse die Schwebebahn nach 1945 vor dem Abtransport als Reparationsleistung in die Sowjetunion. Dort wollte man angeblich eine gerade Bahn.

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