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Sprinti startet Rufbetrieb im Großraum Hannover

01.04.21 (Niedersachsen) Autor:Stefan Hennigfeld

Die Region Hannover und die Verkehrsunternehmen Üstra und regiobus planen, ein sogenanntes On-Demand-Verkehrssystem im Umland Hannovers einzurichten. Für eine bis zu dreieinhalb Jahre dauernde Testphase geht das System in den drei Kommunen Sehnde, Springe und Wedemark ab Juni dieses Jahres an den Start. Im Rahmen eines Ausschreibungsverfahrens hat nun das On-Demand-Unternehmen Via mit Deutschlandsitz in Berlin den Zuschlag für den Testlauf erhalten.

Der Service mit dem Namen „sprinti“ soll den Buslinienverkehr sinnvoll ergänzen und dabei schneller, flexibler und komfortabler nutzbar sein als bisherige Ruf- oder Anrufsammeltaxi-Verkehre. „Mit sprinti schaffen wir ein Mobilitätsangebot im Umland, das für die Menschen attraktiver sein kann als ins eigene Auto zu steigen“, erläutert Regionspräsident Hauke Jagau.

Jagau: „Statt starrer Bedienung im Regeltakt wollen wir Fahrtwünsche schneller und vor allem nach Bedarf erfüllen. Eine simple App übernimmt dabei die Bestell- und Bezahlfunktion. Der Bus kommt, wenn er tatsächlich gebraucht wird. Dies ist nicht nur eine Frage der Wirtschaftlichkeit oder für mehr Service im öffentlichen Nahverkehr: Im ländlichen Raum bedeuten schnelle, verlässliche Verkehrsverbindungen Lebensqualität. Ich freue mich, auf viele neugierige und hoffentlich zufriedene sprinti-Fahrgäste!“

„Dieses Projekt ist ein Meilenstein für die Mobilität in den Umlandkommunen und in dieser Form sicherlich einmalig in Deutschland“, betont Verkehrsdezernent Ulf-Birger Franz. „Die Verkehrswende kann nur gelingen, wenn wir die Kunden überzeugen. Schnelligkeit, Verfügbarkeit, unkomplizierte Buchung und Bezahlung sowie der Komfort während der Fahrt, sind die Erfolgskomponenten“, meint Franz.

2012 gegründet, ist Via heute weltweit Marktführer in der Entwicklung und im Einsatz von On-Demand Systemen und weiteren Technologien zur Optimierung des ÖPNV. Das Unternehmen unterstützt seine Partner dabei, intelligente Netzwerke aus On-Demand-Shuttles, Linienbussen, Sonderfahrdiensten, Werkshuttles und/oder autonomen Fahrzeugen zu betreiben.

Gemeinsam mit Verkehrsunternehmen und Aufgabenträgern arbeitet Via daran, die Kosten des öffentlichen Nahverkehrs zu senken und neue Mobilitätsoptionen anzubieten, die so komfortabel und zuverlässig sind, dass sie eine echte Alternative zum privaten PKW darstellen, und die gleichzeitig die Umweltbelastung deutlich reduzieren. Via arbeitet weltweit mit aktuell mehr als 200 Partnern auf fünf Kontinenten, im deutschsprachigen Raum mit rund zwanzig Partnern, u.a. den Berliner Verkehrsbetrieben AöR, den Stuttgarter Straßenbahnen oder den Verkehrsbetrieben Zürich (VBZ).

„Mit sprinti startet die Region Hannover ein innovatives Verkehrskonzept, das Flexibilität, Komfort und Inklusion mit einer hohen Verkehrseffizienz verbindet und dadurch den ÖPNV in der Region Hannover noch attraktiver macht”, sagt Valerie von der Tann, Geschäftsführerin von Via in Deutschland. „Wir freuen uns, dass die Region Hannover dafür auf die Technologie und betriebliche Expertise von Via setzt.” Gebucht werden kann der „sprinti“ über die GVH-App.

Die Kunden werden an virtuellen Haltestellen abgeholt bzw. abgesetzt – nicht weiter als 150 Meter vom Start- oder Zielort entfernt. Von der Buchung des Kunden bis zur Nutzung sollen etwa 15 bis 20 Minuten vergehen. Zusätzlich können Fahrten im Voraus bestellt werden – auch als wiederkehrende Fahrten. Nutzen kann den Service, wer über eine gültige GVH-Fahrkarte verfügt – genau wie beim Fahren mit Bussen und Bahnen; es gibt keinen Preisaufschlag.

Attraktiv und vor allem besser merkbar sollen die Einsatzzeiten sein: 06:00 bis 01:00 Uhr an Werktagen, an den Wochenenden von 8:00 bis sogar 4:00 Uhr. Die Fahrzeuge, mit denen das Testangebot begleitet wird, werden bis zu sechs Fahrgäste aufnehmen können. Sie werden barrierefrei und in der Lage sein, bis zu zwei Rollstühle mitzunehmen. Dies wird per Hublift am Heck des Fahrzeuges ermöglicht. Rollatoren oder Kinderwagen können ebenfalls mitgenommen werden.

Insgesamt zwanzig Kleintransporter des Typs „Mercedes-Benz Sprinter Mobility“ sind für die drei Kommunen vorgesehen. Die Rekrutierung der Fahrer läuft bereits. Die Firma Via möchte in den nächsten Wochen rund hundert Personale für den neuen Fahrdienst gewinnen. Im Rahmen von Schulungen sollen die Mitarbeiter vor dem 1. Juni fit gemacht werden. Die Kosten werden in den ersten beiden Jahren zur Hälfte durch die EU gefördert.

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