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Neue Mobilitätsformen dauerhaft sicherstellen

01.04.21 (Kommentar) Autor:Stefan Hennigfeld

Man kann nicht jede Relation sinnvoll mit öffentlichen Verkehrsmittel abdecken. So lautete zumindest bis vor ein paar Jahren das offizielle Narrativ und tatsächlich brauchen gerade außerhalb des urbanen Raums immer mehr Menschen dauerhaft ihr eigenes Auto. Busse und Bahnen mögen in den Großstädten funktionieren, in München oder Köln, aber nicht im Allgäu oder in der Eifel, auch nicht im Hannoveraner Umland.

Und überhaupt: Was nutzt es mir, wenn ich zwar sehr gut mit dem Regionalexpress zum Hauptbahnhof des nächsten Oberzentrums komme, aber der Weg zum Zug ist unverhältnismäßig lang? Da fahre ich mit dem Auto zum Bahnhof oder vielleicht doch gleich mit dem Auto durch, weil es soviel bequemer ist und mir soviel mehr Autonomie sichert. Ja, aus gutem Grund ist der Wortstamm in Automobil und Autonomie der gleiche und man ist nicht angewiesen auf den Anbieter öffentlicher Verkehrsmittel.

Ich kann es mir also im Zweifel sparen, mit verspäteten, verschmutzten, überfüllten Zügen zu fahren, in denen ich schlimmstenfalls noch mit gewaltsamen Übergriffen rechnen muss. Von diesem Image hat sich die Schiene in den letzten Jahrzehnten mühsam befreit und man hat heute ein Qualitätsniveau erreicht, das die meisten nicht nur zu Bundesbahnzeiten, sondern auch noch kurz nach der Jahrtausendwende für unmöglich gehalten hätten.

Aber es gibt Situationen, da kommt man mit der Schiene nicht mehr weiter. Da ist es vernünftig, dass man großflächig versucht, einen Rufbetrieb einzuführen. Wenn der funktioniert, wird man sehen, wie man diesen finanziell stemmt. Vergessen wir nicht, dass im Moment alles noch mit gesonderten Fördermitteln mitfinanziert wird. Man muss sich bereits jetzt Gedanken darüber machen, wie man die dauerhafte Etablierung solcher alternativen Angebote ermöglichen kann, wenn die Förderung durch EU, Bund oder wen auch immer nicht mehr vorhanden ist.

Oder braucht man hier vielleicht dauerhaft zusätzliche Gelder, weil die Kommunen allein solche Angebote ganz sicher nicht stemmen können? Ist am Ende vielleicht alles gut gemeint, aber mangels Finanzierbarkeit nicht umsetzbar? Wir wissen es im Moment nicht, aber solche Fragen werden über kurz oder lang zwangsweise kommen. Alles was wir sicher wissen ist, dass sich öffentliche Verkehrsmittel nicht selbst tragen können. Das ist aber auch gar nicht deren Aufgabe, auch wenn man sich über einen hohen Kostendeckungsgrad freut. Öffentliche Verkehrsmittel sind Teil der öffentlichen Daseinsvorsorge, so wie ja auch die Feuerwehr oder die Polizei kein Geld verdienen.

Hierfür steht der öffentlichen Hand ein Steueraufkommen zur Verfügung, also das Geld, das alle in einen großen Topf einzahlen, aus dem dann das finanziert wird, das alle gemeinsam nutzen. Kurzfristig aber ist es dennoch wichtig, den Erfolg eines solchen Projektes rund um Hannover unter Beweis zu stellen. Seht her: Die Menschen kommen, sie steigen um, wenn das Angebot gut ist. Ein guter ÖPNV bringt Fahrgäste, das Angebot schafft sich seine Nachfrage.

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