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Gesunkene Fahrgastzahlen im VVS

22.02.21 (Stuttgart) Autor:Stefan Hennigfeld

Mehr als zwei Jahrzehnte lang hat der VVS immer neue Fahrgastrekorde vermelden können. Die Corona-Krise hat damit zunächst Schluss gemacht. Wie viele andere Bereiche des öffentlichen Lebens haben der VVS und seine Verkehrsunternehmen schwierige Monate hinter sich. Im ersten Lockdown der Corona-Krise waren im April teilweise nur noch zwanzig Prozent der Fahrgäste im Vergleich zum Vorjahr öffentlich unterwegs.

Danach erholten sich die Fahrgastzahlen von Juli bis September auf siebzig Prozent und im Ballungsraum teilweise sogar auf achtzig Prozent des Vorjahresniveaus. Bei den Verantwortlichen machte sich wieder etwas Optimismus breit. Der zweite Lockdown zum Jahresende sorgte dann aber erneut für einen Rückgang.

Hervorzuheben ist, dass die Beschäftigten in den Verkehrsunternehmen in allen Phasen der Pandemie für einen zuverlässigen Betrieb sorgten und die Systemrelevanz des ÖPNV in dieser schweren Krise eindrucksvoll bestätigten. Insgesamt wurden im Jahr 2020 rund 240 Millionen Fahrten im VVS durchgeführt, das sind etwa 39 Prozent weniger als im Vorjahr.

Dabei ist zu berücksichtigen, dass es in den Monaten vor Corona von Januar bis Mitte März noch starke Zuwächse bei den Verkehrsunternehmen im VVS gab. Da während des Lockdowns im Frühjahr und Herbst weder Veranstaltungen wie Messen, Fußballspiele oder Weihnachtsmärkte stattfanden noch Restaurants, Geschäfte, Kultur- und Freizeiteinrichtungen geöffnet waren, verzeichnete der Gelegenheitsverkehr einen Rückgang um fast die Hälfte.

Mit einem Minus von 45,8 Prozent ist das der stärkste Rückgang innerhalb der einzelnen Teilmärkte. Die Fahrten im Berufsverkehr sind fast um ein Drittel gesunken (-30,5 Prozent). Dabei blieb die Zahl der Abonnenten erfreulicherweise recht stabil. Beim Firmenticket betrug der Rückgang im Vergleich zum Vorjahr insgesamt 8,1 Prozent.

Bei den Firmentickets, die vom Arbeitgeber bezuschusst werden, waren es sogar nur 2,6 Prozent. Beim Jedermann-Abo war ein Verlust von 9,8 Prozent zu verzeichnen. Aber auch viele treue Stammkunden, die ihr Abo oder Jahresticket behalten haben, sind wegen Homeoffice und Kurzarbeit und fehlender Fahrtanlässe in der Freizeit weniger gefahren.

Studenten sind durch Onlinevorlesungen an den Hochschulen im Sommer- und Wintersemester nur selten mit Bus und Bahn gefahren. Zudem ist die Zahl der Erstsemester und der ausländischen Studierenden zurückgegangen. Auch die Schülerinnen und Schüler waren wegen geschlossener Schulen und Distanzunterricht im Frühjahr weniger oft unterwegs. Deshalb sind die Fahrgastzahlen im Ausbildungsverkehr insgesamt relativ stark zurückgegangen (-45,4 Prozent).

Erfreulich ist dagegen, dass der Bestand des Scool- und Ausbildungs-Abos recht stabil blieb. Er ist im Laufe des Jahres nur leicht gesunken (- 4,2 Prozent beim Scool-Abo bzw. -5,8 Prozent beim Ausbildungs-Abo). Dazu beigetragen hat sicher auch die Hilfe des Landes: Wegen der Schulschließungen zu Beginn der Pandemie hat das Land Baden-Württemberg im Mai und Juni die Kosten für das Scool-Abo übernommen und so zum einen die Eltern von zwei Monatsraten entlastet, zum anderen den Verkehrsunternehmen Einnahmen und die zu diesem Zeitpunkt dringend notwendige Liquidität verschafft.

Weniger Fahrten bedeuten in der Regel auch weniger Einnahmen. Insgesamt hat der VVS 2020 aus reinen Fahrgeldern rund 391 Millionen Euro eingenommen (ohne Erstattungsleistungen für die Schwerbehindertenfreifahrt). Unter Berücksichtigung der Ausgleichszahlungen für die Tarifzonenreform entspricht dies einem Rückgang von rund 110 Millionen Euro bzw. 20,3 Prozent.

Der Rettungsschirm von Bund und Land, mit dem die Einnahmenausfälle der Verkehrsunternehmen zum großen Teil ausgeglichen wurden, hat die Aufrechterhaltung des Betriebs seit Ausbruch der Pandemie gesichert. Durch den zweiten Lockdown mit erneuter Schließung von Schulen, Geschäften und kulturellen Einrichtungen sind die Fahrgastzahlen wiederum deutlich gesunken.

Daher ist auch 2021 ein Rettungsschirm für den öffentlichen Nahverkehr erforderlich. Die Landesregierung hat zu Beginn des Jahres beschlossen, die nicht verbrauchten Mittel aus dem Jahr 2020 in Höhe von 65 Millionen Euro ins laufende Jahr zu übertragen. Außerdem wurden von der Landesregierung weitere fünfzig Millionen Euro in Aussicht gestellt. So soll der Verbund den finanziellen Einbruch überbrücken können, bis die Fahrgäste zurückkehren.

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