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UK: Rechnungshof rügt Verkehrsministerium

15.01.18 (Großbritannien & Irland, Verkehrspolitik) Autor:Max Yang

In der vergangenen Woche publizierte das National Audit Office (NAO) des Vereinigten Königreichs einen Bericht zum krisengeschüttelten Nahverkehrsnetz Thameslink, Southern, Great Northern (TSGN). Amyas Morse, Chef des NAO, spart nicht mit Kritik an den Beteiligten: „Über die letzten drei Jahre haben lang-leidende Fahrgäste im Thameslink-Netz die schlechteste Leistung überhaupt im Eisenbahnnetz erlebt. Einige der Probleme wären vermieden worden, wenn das Ministerium bei der Gestaltung des Verkehrsvertrages mehr Wert auf Fahrgastinteressen gelegt hätte.“ D

ie Wahl eines Bruttokostenvertrages habe aufgrund der Geschäftsrisiken durch Bauarbeiten im Thameslink-Programm nahegelegen. Das resultierende TSGN-Vertragswerk, das das größte Eisenbahnnetz in Großbritannien abbildet, sei sehr komplex und ambitioniert gewesen. Es sei nicht klar geworden, ob das Verkehrsministerium den Gesamteffekt der Änderungen überhaupt geprüft habe.

Im Untersuchungszeitraum von September 2014 bis September 2017 haben Fahrgäste von Govia Thameslink die schlechteste Leistung überhaupt (in Bezug auf Zugausfälle oder erhebliche Verspätungen) im nationalen Eisenbahnnetz Großbritanniens erlebt. Besonders negativ fiel dabei die Streikperiode im November und Dezember 2016 aus, in der nur 62% der Züge planmäßig, das heißt binnen fünf Minuten nach der geplanten Ankunftszeit, das Ziel erreichten.

Das Ministerium hat sich nach Ansicht des NAO nicht ausreichend um die Klärung der Frage bemüht, ob genug Triebfahrzeugführer zum Start des Verkehrsvertrages verfügbar sein werden. Govia Thameslink erhielt vom Altbetreiber weniger Triebfahrzeugführer als erwartet, doch selbst wenn die erwartete Anzahl an Lokführern gewechselt wäre, hätte es dennoch einen Personalmangel gegeben.

Verschärfend für die Krise war der Wille des Verkehrsministeriums, ein bestimmtes erhöhtes Leistungsniveau zu vergeben, obwohl das Eisenbahninfrastrukturunternehmen Network Rail und Govia Thameslink selbst Kapazitätsbedenken hatten. Die Lokführergewerkschaft Aslef begrüßte die Veröffentlichung der NAO-Forschungsergebnisse.

Mick Whelan, Vorsitzender von Aslef, erklärte: „Der NAO-Report richtet die Kritik an 18 Monate Streikfolgen genau dahin, wo sie hingehört – an die Türen des Verkehrsministeriums und des Unternehmens, Southern Fail“ (sic). Weiter: „Charles Horton, der Geschäftsführer [des EVU], kritisierte den vorherigen Betreiber. Aber er, wie auch ein großer Teil der Führungsebene, arbeiteten für den vorherigen Betreiber. Damit kritisierte er sich effektiv selbst!“

Whelan erinnerte auch an eine Erklärung, die DfT-Abteilungsleiter Peter Wilkinson bei einem Auftritt in Croydon 2016 abgab: „Er sagte, er wolle die Gewerkschaften brechen und genau damit hat er angefangen. Fahrgäste und Steuerzahler haben den Preis für sein komplettes Scheitern gezahlt. Nun ist es an der Zeit, dass er geht, zusammen mit den Verkehrsministern, die ihm den Rücken gestärkt haben.“

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