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Eurobahn-Probleme werden aufgearbeitet

03.04.17 (Nordrhein-Westfalen) Autor:Stefan Hennigfeld

Nachdem die Probleme bei der Eurobahn in verschiedenen nordrhein-westfälischen Netzen in der Adventszeit 2016 immer weiter eskaliert sind, beginnt bei den Aufgabenträgern nun die Aufarbeitung. Den Anfang machte der Zweckverband SPNV Münsterland (ZVM), der als regionale Verwaltungseinheit Teil des Aufgabenträgers Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) ist. Doch bei der Verbandsversammlung in der letzten Woche ist trotz ausdrücklicher Einladung kein Vertreter der Eurobahn erschienen.

Die Linien des Hellwegnetzes leiden unter einer nicht zufriedenstellenden Betriebsqualität – und das soll sich ändern. Die Verbandsversammlung des ZVM forderte nachhaltige Verbesserungen und drängt auf die Einstellung neuer Mitarbeiter und die Gewährleistung der Betriebsstabilität im Rahmen dessen, was ein Eisenbahnverkehrsunternehmen leisten kann. Dass vom Unternehmen niemand erschienen ist, bedauern die Vertreter des ZVM ausdrücklich. Neben dem Hellwegnetz ist auch die Warendorfer Bahn betroffen – eine Dieselstrecke zwischen Münster und Bielefeld, die man im Dezember 2013 von der Nordwestbahn übernommen hat.

Nun wird die Geschäftsführung des Unternehmens am kommenden Donnerstag (6. April) zur NWL-Verbandsversammlung erwartet und soll dort Rede und Antwort stehen. Besonders herausstechend war das vierte Adventswochenende 2016, als auf so gut wie allen Linien ständig Züge ausgefallen sind. Gerade wenn die Weihnachtsmärkte vor ihrem Abschluss stehen – mit Düsseldorf, Dortmund und Münster fährt die Eurobahn drei sehr große Weihnachtsmärkte an und wer dort mit dem Zug hinfahren wollte, der blieb auf am Bahnsteig zurück. Entweder fiel schon die Hinfahrt aus oder aber man kam abends nicht mehr zurück, weil der Zug nicht gefahren ist.

Leute, die mit dem Auto zur Arbeit fahren und die Bahn nur selten nutzen, sind als Umsteiger verloren. Hier haben sich Vorurteile manifestiert, die man mit der Abschaffung der alten Behördenbahn mühevoll losgeworden ist. Im Vorgriff auf die Verbandsversammlung berichtet der NWL: „Die Situation gipfelte Ende des Jahres in schon planmäßig angekündigten Zugausfällen in den Weihnachtsferien.“ So hat man die Linie RB 59 zwischen Dortmund und Soest eigenmächtig von einem Halbstunden- auf einen Stundentakt verkürzt.

Das ist, so der NWL, auch in anderen Netzen passiert. „In den ersten Wochen des Jahres 2017 ist eine grundsätzliche Verbesserung und damit Entspannung der Betriebslage festzustellen, vor allem die selbstverschuldeten Ausfälle haben einen spürbaren Rückgang erfahren. Wenngleich auch im März für die Linien des Hellweg-Netz wieder ein Anstieg an eigenverschuldeten Ausfällen zu verzeichnen ist.“

Auf den Monat Dezember 2016 bezogen ergibt sich folgendes Bild: 16,81 Prozent aller Züge im Elektronetz Maas-Rhein-Lippe sind ausgefallen. Da die Situation aber zum Ende des Monats komplett eskaliert ist, ist es ungefähr vorstellbar, wie hoch (oder niedrig) gerade kurz vor Weihnachten die Mobilitätsverfügbarkeit war. In den Stellenanzeigen im Internet war damals zu sehen, dass man Triebfahrzeugführer zur Ausbildung sucht. Zugangsvoraussetzung: Die Finanzierung über einen Bildungsgutschein oder eine andere Fremdfinanzierung.

Zudem stand dort – im Dezember 2016 – dass im September 2013 der nächste Ausbildungsgang startet, aber dass man auch im Jahr 2014 weitere Ausbildungskurse für künftige Triebfahrzeugführer plant – wenn diese eine externe Finanzierung mitbringen. Als Zweifel an der Ernsthaftigkeit der Personalakquise laut wurden, hat man diese veralteten Informationen zunächst aus dem Internet genommen und darauf hingewiesen, dass es inzwischen auch selbstfinanzierte Kurse gibt – und dass derzeit mehrere solche parallel laufen.

Doch das ist auch notwendig, denn wenn im Dezember das Teutoburger-Wald-Netz zur Übernahme ansteht, steigt der Personalbedarf und in einigen Jahren folgt zudem ein Los der S-Bahn Rhein-Ruhr. Schriftlich hat sich das Unternehmen dem Aufgabenträger gegenüber allerdings bereits erklärt, wie dieser bekannt gibt.

Man habe zugesagt, „bis Mai 2017 einen nachhaltig stabilen Betrieb und damit verbunden eine höhere Qualität sicher zu stellen. Schwerpunkt hierbei ist die Akquise von neuen Personalen und eine Investition in Höhe von zwei Millionen Euro zur grundsätzlichen Verbesserung im Bereich Personal.“ Ob und in welcher Form diese Ankündigung in die Tat umgesetzt wird, bleibt in den kommenden Monaten abzuwarten.

Siehe auch: Der Gipfel der Respektlosigkeit

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