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VCD fordert Ausbauplan in Stuttgart

26.01.16 (Stuttgart) Autor:Stefan Hennigfeld

Angesichts der häufigen Überschreitungen des Feinstaubgrenzwertes in der Landeshauptstadt Stuttgart hat der Verkehrsclub Deutschland in Baden-Württemberg (VCD) sich nun zu Wort gemeldet und fordert einen umfassenden Masterplan für den ÖPNV. Appelle an Autofahrer, ihre Fahrzeuge stehen zu lassen, seien nicht ausreichend. Der Aktionsplan zur Luftreinhaltung von Stadt und Land wird auch in Zukunft nicht greifen, ist sich der VCD sicher, so lange die Rahmenbedingungen, insbesondere ein gut ausgebautes, zuverlässiges, mit ausreichend Kapazitäten versehenes und preisgünstiges ÖPNV-Angebot, nicht vorhanden sind.

„Dass es in anderen Großstädten möglich ist, einen erheblichen Anteil der Menschen dauerhaft zum Umstieg auf Bus und Bahn zu bringen, zeigen Großstädte wie München und Zürich“, erklärt VCD-Landesvorsitzender Matthias Lieb. „Während in Stuttgart die Einwohner rund 144-mal im Jahr den ÖPNV nutzen, fahren die Münchner rund 241-mal im Jahr mit Bus und Bahn. Spitzenreiter sind die Züricher Einwohner, die mit 411 Fahrten jährlich fast dreimal so häufig den ÖPNV nutzen. Entsprechend geringer ist auch die Feinstaubproblematik in München und Zürich“ (VCD Auswertungen 2014).

Damit der ÖPNV in der Region eine wirkliche Alternative zum Auto werden könne, müsse aus Sicht des VCD der ÖPNV in Stuttgart und Region umfassend und zügig ausgebaut werden. Ein maßgebliches Ziel müsse dabei sein, die Fahrtzeiten des ÖPNV im Vergleich zur Straße deutlich zu reduzieren. Dazu gehöre die Auflösung der bestehenden und geplanten Engpässe im Schienennetz (z.B. Stuttgart – Zuffenhausen und bei der S-Bahn die geplante Station Mittnachtstraße) und es müsse zudem zügig die im tangenS-Konzept des VCD die für den S-Bahn-Verkehr geforderte Ringverbindung umgesetzt werden.

Diese würde zu einer wesentlichen Entlastung der Verkehrsströme in und um die Landeshauptstadt beitragen, da die Fahrgäste nicht mehr zwingend das Nadelöhr der Stuttgarter Stammstrecke passieren müssten. Zwei weitere Baustellen beim ÖPNV-Angebot stellen das wenig transparente Preissystem des Verkehrsverbunds Stuttgart (VVS) und die Höhe der Fahrpreise dar, die Autofahrer von einem dauerhaften Umstieg abhalten, moniert der VCD. Dies sei allerdings weniger eine Entscheidung des VVS, sondern der Aufgabenträger des ÖPNVs, die entscheiden müssten, ob der öffentliche Nutzen des ÖPNVs nicht zu einem stärkeren Anteil als heute vom Steuerzahler – und damit auch vom Autofahrer, der nicht umsteige, getragen werden müsste, so der VCD.

Aktuell liegt der in Deutschland durchschnittliche Kostendeckungsgrad bei rund achtzig Prozent. Ein Wert, auf den man z.B. beim VDV sehr stolz ist – aber der natürlich vom Fahrgast finanziert werden muss. Hierbei kann man die unterschiedlichen öffentliche Zuschüsse verschieden bewerten, in jedem Fall trägt der Endkunde einen erheblichen Teil zur Finanzierung bei. Dies soll sich nun nach Ansicht des VCD in Zukunft wieder ändern.

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