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Siemens: Großauftrag von RATP

12.01.16 (Europa) Autor:Stefan Hennigfeld

Siemens hat von den Pariser Verkehrsbetrieben RATP (Régie Autonome des Transports Parisiens) den Auftrag erhalten, die 27 Stationen umfassende Linie 4 signal- und betriebsleittechnisch für einen vollautomatischen Betrieb umzurüsten. Damit soll die Kapazität der Linie um bis zu zwanzig Prozent gesteigert werden, weil Züge dann enger hintereinander fahren können. So müssen keine Reaktionszeiten der Fahrer mehr berücksichtigt werden, sondern ein Zug kann bis auf die Länge seines Bremsweges an den jeweils vorausfahrenden Zug heranfahren.

Zwar ist die technische Voraussetzungen für einen fahrerlosen Betrieb sehr aufwendig, jedoch ist auch der Nutzen enorm. „Siemens hat rund 300 Streckenkilometer in aller Welt mit Signaltechnik für den fahrerlosen Betrieb ausgerüstet und ist damit Marktführer für diese Technologie. Bei der Linie 4 ermöglicht der automatische Betrieb eine Taktdichte von 85 Sekunden. Gleichzeitig verringert die automatische Steuerung den Energieverbrauch um bis zu 15 Prozent“, sagt Jochen Eickholt, Chef der Bahnsparte von Siemens.

Das Auftragsvolumen beläuft sich auf rund 70 Millionen Euro. Die Arbeiten an der Strecke sollen bis 2022 abgeschlossen sein. Für die Aufrüstung der zwölf Kilometer langen Linie 4 setzt Siemens das automatische Zugsicherungssystem Trainguard MT ein, das mittels Funktechnologie einen vollautomatischen Betrieb ermöglicht. Die Zugbewegungen werden von der Streckenleitstelle gesteuert, die ebenfalls von Siemens geliefert wird. Für zusätzliche Sicherheit an allen 27 Stationen sorgen spezielle Türen an den Bahnsteigen. Die Linie 4 der Pariser Metro ist mit rund 700.000 Fahrgästen täglich eine der am stärksten genutzten Strecken des gesamten Pariser Nahverkehrsnetzes.

Es ist die wichtigste Nord-Süd-Verbindung der Stadt: Sie verbindet die Stationen Porte de Clignancourt im Norden und Bagneux im südlichen Teil der Stadt. Auf ihrem Weg durch die Hauptstadt hält sie an drei der wichtigsten Fernbahnhöfe und bietet zudem, als einzige Linie, Umsteigemöglichkeiten zu allen anderen 16 Metro- und Vorortbahnen. Neben der Linie 4 hat Siemens in Paris sowohl die Linie 14 als auch die Linie 1 für den fahrerlosen Betrieb ausgerüstet. Die Metrolinie 1 der französischen Hauptstadt ist die traditionsreichste und zugleich am stärksten frequentierte Linie. Sie verbindet auf rund 17 Kilometern den Osten und Westen der Stadt.

Auch für die Pariser Linien 3, 5 und 9 lieferte Siemens wesentliche Komponenten und Systeme für das Signalsystem. Wegen der hohen Kosten ist im Moment jedoch nur bei einigen Linien die Rede von einem fahrerlosen Betrieb, und zwar denen, die bereits heute so stark frequentiert sind, dass Taktverdichtungen oder andere Maßnahmen langfristig nicht mehr ausreichen werden, um der hohen Nachfrage gerecht zu werden. Allerdings lassen sich auch konventionelle Metrosysteme im fahrergeführten Betrieb mittels der Leit- und Sicherungstechnik erheblich ertüchtigen, um steigendem Andrang Rechnung zu tragen.

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