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Die Schiene im Freistaat Bayern

26.01.15 (Bayern, Kommentar) Autor:Stefan Hennigfeld

Die Eisenbahn zu organisieren ist in Bayern nicht minder spannend als etwa in Berlin und Brandenburg. Nehmen wir das Beispiel München: Selbstverständlich braucht es hier sowohl die zweite S-Bahnstrecke als auch diverse kleinere Ausbauten, um dem steigenden Verkehr in der boomenden Metropole gerecht zu werden.

Die MVG gewährleistet mit der Angebotsoffensive 2010-2020 für zehn Jahre jeden Dezember verlässliche Leistungsausweitungen. Mehr Menschen ziehen in die Stadt, der Verkehr steigt und das Angebot öffentlicher Verkehrsmittel im kommunalen Bereich muss qualitativ und quantitativ mitwachsen.

Finanzierbar ist das, weil München einerseits aus sich heraus über eine solche Wirtschaftskraft verfügt, dass es möglich ist, höhere Kosten zu tragen. Zum anderen kommen natürlich auch immer höhere Einnahmen rein, weil die Fahrgastzahlen steigen und weil eine Metropole wie München nicht unbedingt das große Autofahrerparadies ist. Ob S-Bahn oder U-Bahn, es braucht Erweiterungen und zwar nicht nach dem oft als „besonders nachhaltig“ erachteten Prinzip „klein, schnell und billig“, sondern in München muss sich richtig was tun.

Das gilt auch und insbesondere für die Anbindung ins unmittelbare Umland, denn nur so lässt sich der Druck aus der Wohnungssituation im Zentrum nehmen. Anders als in Berlin, wo der auf den ersten Blick ach so gute ÖPNV nur zwischen Charlottenburg und Neukölln wirklich gut ist, hat man in München deutlich bessere Verhältnisse.

Aber diese gilt es der neuen Zeit anzupassen. In München zu arbeiten und in Dachau oder Erding (die mit der Brauerei) zu leben ist nur dann eine Alternative, wenn man mit dem Zug schnell reinkommt, im Zweifel auch mit dem Regionalexpress in der Funktion einer besonders beschleunigten S-Bahn.

Jedoch: Bayern besteht nicht nur aus München, eine zumindest ebenso positive Entwicklung machen viele Gemeinden und Dörfer auf dem Land durch. Anders als in Brandenburg sterben die nicht aus, sondern es gibt im Allgäu oder in Oberbayern Unterzentren, die auf ihre Art nicht weniger boomen als München.

Das Problem ist, dass es mit dem ÖPNV hier deutlich schwieriger ist, sodass das Auto hier stets die entscheidende Rolle spielen wird und muss. Doch es gäbe auch hier deutlich mehr Potential. Die Ammergauer Alpen sind Fahrtziel Natur geworden, das ist sicher ganz lustig.

Dabei wird u.a. explizit Schloss Neuschwanstein genannt. Dies liegt in der Gemeinde Schwangau, doch die Busverbindung vom Füssener Bahnhof dahin ist eine Katastrophe, die in den anliegenden Dörfer ist nicht mal erwähnenswert.

Auch wenn sich Verkehrspolitik hier größtenteils über das Auto definiert, so wäre ein vertaktetes und verlässliches Angebot mit Bussen vom Füssener Bahnhof (orientiert am Zugfahrplan) nach Roßhaupten, Lechbruck, Schwangau, Buching, Trauchgau und Steingaden doch zumindest ein erster Schritt in eine gute Richtung.

Denn in Bayern haben die Dörfer im Voralpenland eine goldene Zukunft. Hier liegt es auch nicht am fehlenden Geld für ein paar zusätzliche Buskilometer, hier ist es vor allem ein politisches Erkenntnisproblem, das gelöst werden muss.

Siehe auch: DB AG stellt Pläne für Bayern vor

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