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DB Schenker Rail startet Umrüstung auf Flüsterbremse

04.10.12 (Güterverkehr) Autor:Stefan Hennigfeld

In dieser Woche hat DB Schenker Rail in Bingen am Rhein den ersten von 1.250 Güterwagen präsentiert, die mit den als Flüsterbremsen bekannten Verbundstoffsohlen (LL-Sohle) betrieben werden. Im Rahmen des Programmes Leiser Rhein wird der Umbau vorhandener Waggons durch das Bundesverkehrsministerium gefördert. Der Lärm wird um zehn Dezibel verringert, was subjektiv einer Halbierung entspricht.

DB Schenker Rail ist die erste Güterbahn der Europäischen Union, die die Umrüstung von Grauguss-Bremssohlen am bestehenden Fuhrpark vornimmt. Für die Jahre 2014 und 2015 wollen rund 10.000 weitere Wagen leiser werden. Voraussetzung ist dass die LL-Sohle bis Mitte 2013 zugelassen und verfügbar ist. Im Jahr 2020 soll es überhaupt keine lauten Güterwagen mehr geben. Die Flotte hat derzeit einen Bestand von rund 60.000 Waggons – einige davon werden bis dahin jedoch ausgemustert worden sein. Neuanschaffungen haben schon seit 2001 standardmäßig Flüsterbremsen.

Bahnchef Rüdiger Grube: „Die DB hat sich zum Ziel gesetzt, den vom Schienenverkehr ausgehenden Lärm bis zum Jahr 2020 im Vergleich zu 2000 zu halbieren. Ein wichtiger Baustein ist dabei die Umrüstung der Bestandsgüterwagen auf Flüsterbremsen. Dies betrifft nicht nur die DB, sondern auch alle anderen in- und ausländischen Wagenhalter und ist somit eine Aufgabe für den gesamten Sektor in Deutschland und Europa.“

Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) ist vor allem Stolz auf die politischen Rahmenbedingungen, die in den letzten Jahren gesetzt worden sind: „Mit der Abschaffung des Schienenbonus und der Einführung lärmabhängiger Trassenpreise erreichen wir, dass der Schienengüterverkehr in ganz Deutschland dauerhaft leiser wird. Das Mittelrheintal ist seit Jahren besonders schwer vom Lärm betroffen. Deshalb fördern wir in dieser Region die Lärmreduzierung mit dem Pilotprojekt Leiser Rhein. Ich freue mich, dass es bereits hörbare Ergebnisse gibt.“

Die LL-Sohle ist nur für etwa hundert Waggons vorgesehen. Für die übrigen wird es eine KSohle geben, die denselben Effekt erzielt, deren Einbau jedoch deutlich wirtschaftlicher ist – diese soll die Basis für die breite Umrüstung bei DB Schenker Rail bieten. Bereits vor knapp zwei Jahren, November 2010, wurde der Förderbescheid des Ministeriums in Höhe von 7,5 Millionen Euro übergeben.

Für den Einbau der K-Sohlen wird das gesamte Bremssystem verändert, so dass eine Neuzulassung durch das Bonner Eisenbahnbundesamt (EBA) notwendig ist. Dadurch wurden eine ingenieurmäßige Anpassung und verschiedene Versuchsreihen notwendig. Dieses Engineerung wurde EU-weit ausgeschrieben, die Neuzulassung folgte dann im Frühsommer 2012, woraufhin die DB AG unverzüglich mit dem Umbau begann.

Parallel zur Umrüstung der Schienenfahrzeuge wurden rund 40 Millionen Euro für Schallschutzwände auf einer Länge von rund 11,5 Kilometer investiert, darüber hinaus erhielten etwa 8.000 Wohnungen Lärmschutzfenster. Auch im Rahmen des Konjunkturpakets der großen Koalition wurden rund 13 Millionen Euro für Schienenstegdämpfer und -abschirmungen auf einer Länge von 57,3 Kilometern investiert

Dazu kamen niedrige Lärmschutzwände auf einer Länge von 1,2 Kilometern und Schienenschmiereinrichtungen in fünf Orten. Auf der Lahnsteinbrücke wurden elastische Schienenbefestigungen für eine Brückenentdrohnung eingerichtet. Durch die Zulassung derartiger Maßnahmen konnte der Werkzeugkasten für die Lärmsanierung erweitert und die Belästigungen bereits an der Quelle minimiert werden.

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