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Bayern: Verkehrsminister Martin Zeil fordert weiter zweite Stammstrecke

24.04.12 (München) Autor:Stefan Hennigfeld

Nach der Absage der zweiten Stammstrecke bei der S-Bahn München hat Bayerns Verkehrsminister Martin Zeil (FDP) zu einem S-Bahngipfel gerufen. „Das Gebot der Stunde ist ein Spitzengespräch, wie ich es seit Wochen fordere, um dieses Jahrhundertprojekt für die Boomregion München zu realisieren. Er möchte mit Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU), Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU), Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) und Bahnchef Rüdiger Grube sprechen.

„Ich habe den Eindruck, dass die Dimension des Themas bei so mancher Äußerung aus dem Blickfeld gerät. Nicht nur die Metropolregion München, auch der Wirtschaftsstandort Bayern braucht dieses Projekt“, so Zeil „Jedes Jahr wächst die Bevölkerung in der Region München um mehrere zehntausend Menschen. Ohne große Bypass-Lösung mit einer 2. Stammstrecke steuern wir auf einen Verkehrsinfarkt zu. Wir sollten uns nun mit Kreativität und dem nötigen konstruktiven Geist zusammensetzen, um die Finanzierungsfrage endgültig zu klären“

Zeil verweist darauf, dass der Freistaat Bayern seinen Vorfinanzierungsanteil in Höhe von 350 Millionen Euro im Nachtragshaushalt 2012 bereits eingestellt habe. „Nun erwarte ich von Oberbürgermeister Ude, dass er sich ebenfalls im Interesse seiner Bürgerinnen und Bürger bewegt. Für das prosperierende München, das bereit ist, über 500 Millionen Euro für einen Tunnel in Johanneskirchen auszugeben, wäre es einfach, 350 Millionen Euro vorzufinanzieren.“ Zeil betonte, dass es lediglich um eine Vorfinanzierung und keine Mitfinanzierung geht. „Die Stadt München bekommt ihr Geld zurück. Beim Ausbau von U-Bahn oder Mittlerem Ring ist die Landeshauptstadt ja ebenfalls in Vorleistung gegangen.“

Darüber hinaus erteilt Zeil Plan-B-Spielereien eine Absage. „Die zweite Stammstrecke ist ja schon der Plan B zu Transrapid und allen früheren Alternativplanungen. Einen Plan C gibt es nicht. Wer die zweite Stammstrecke beerdigt, gefährdet zahlreiche Einzelmaßnahmen. Vorhaben wie den S 4 Ausbau, Taktverdichtung auf Außenästen oder Flughafenanbindung hängen doch unmittelbar vom Bau der zweiten Stammstrecke ab. Wer die Planungen für das Gesamtprojekt einstellt, gibt nicht nur die Stammstrecke auf, sondern alle damit zusammenhängenden Maßnahmen.“

Das sieht der Fahrgastverband Pro Bahn anders. Man verweist darauf, dass die Pläne für eine zweite Stammstrecke seit den 1980er Jahren im Gespräch seien, bereits 2001 – sieben Jahre vor dem Transrapid-Aus – habe man sich im Verkehrsministerium auf einen Tunnel festgelegt. „Die Gemeinsamkeit zwischen Tieftunnel und Transrapid ist vielmehr, dass jahrelang an einem gescheiterten Projekt festgehalten wurde, und damit dem Verkehrssystem in München geschadet wurde“ sagt der Münchener Verbandssprecher Andreas Barth.

Ähnlich wie beim Aus des Transrapid im März 2008 wollte das Ministerium auch jetzt „nicht wahrhaben“, dass das Projekt gescheitert sei. Barth: „Nachdem mehrfach versprochen wurde, dass das Projekt bis Ende 2011 unter Dach und Fach ist, bleibt jetzt nichts mehr über als das Scheitern einzugestehen.“

Eine inhaltliche Abhängigkeit der anderen Nahverkehrsprojekte vom Tieftunnel besteht dagegen nicht. „In den letzten Jahren wurde versucht, den Nutzen aus jeder Baumaßnahme immer dem Tieftunnel zuzurechnen; nur daher wurden die Projekte formal verknüpft, aber diese Verknüpfung ist auch wieder lösbar“ sagt Andreas Barth.

„Anstelle immer nur die Finanzierung zu verschieben, muss jetzt endlich was geschehen. Dies hat Ministerpräsident Seehofer richtig erkannt“ so Barth.. Anbieten würden sich als umsetzbare Projekte unter anderem Umbau und Sanierung des Bahnhofs Laims, die Verbindung der Sendlinger Spange mit der S-Bahn-Stammstrecke in Laim und Regionalzughalte an der Poccistraße.

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