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München feiert 150 Jahre ÖPNV

18.10.11 (München) Autor:Stefan Hennigfeld

Am kommenden Samstag, den 22. Oktober wird in München das 150jährige Bestehen des kommunalen ÖPNV gefeiert: 150 Jahre Bus, 135 Jahre Tram und vierzig Jahre U-Bahn. Die Münchener Verkehrsgesellschaft (MVG) organisiert ein umfassendes Festprogramm in ganz München mit historischen Fahrzeugen und Tagen der offenen Tür an gleich drei Standorten. Alle sind eingeladen.

Zufrieden ist auch MVG-Chef Herbert König: „Was 1861 mit Großraumkutschen auf einer Linie in der Innenstadt begann, hat sich in 150 Jahren zu einem dichten und flächendeckenden Netz aus über achtzig U-Bahn-, Bus- und Tramlinien entwickelt. Wir haben unser Angebot allein in den letzten zehn Jahren um knapp zwanzig Prozent gesteigert, inzwischen über 512 Millionen Fahrgäste und auch Spitzenwerte bei der Kundenzufriedenheit.“

Dennoch weiß auch der „König der MVG“, dass es keinen Grund gibt, sich auf den Lorbeeren auszurufen. „Gleichwohl wollen und müssen wir weiter wachsen, um Kapazitätsengpässe abzubauen. Dazu dient bekanntlich unsere MVG-Angebotsoffensive 2010-2020. Pro Bahn hat uns erst jüngst für den fahrgastbezogenen Nahverkehr, die Revitalisierung der Tram und Verbesserungen und Ausbauten trotz schwierigster Finanzlage ausgezeichnet, ebenso der ADAC.“

Die Zugehörigkeit der MVG zu den Stadtwerken München ist für König dabei „eine Wurzel des Erfolges.“ Die MVG ist als kommunaler Eigenbetrieb fester Bestandteil öffentlicher Daseinsvorsorge. „Wir bieten ein Angebot aus einem Guss – wirtschaftlich, aber nicht profitorientiert, wir agieren im besten Sinne unternehmerisch, fühlen uns aber gleichzeitig dem städtischen Gemeinwohl verpflichtet.“

Bei der Wirtschaftlichkeit profitiert die MVG von der hohen Kreditwürdigkeit der Stadtwerke München, die vollständig im kommunalen Eigentum sind. Lukrative Investments, etwa die 25%-Beteiligung am Atomkraftwerk Isar 2, macht Investitionen einfacher als bei privaten Busunternehmen.

Dennoch, auch wenn König das nicht sagen mag, es gibt zahlreiche privat betriebene Busse in München: Die MVG hat den hohen Kostendeckungsgrad auch dadurch erreicht, dass sie viele Busleistungen nicht mehr selbst fährt, sondern externe Subunternehmen beauftragt. Obwohl diese Gewinn machen müssen, können sie immer noch wirtschaftlicher fahren als die MVG selbst.

In Schwierigkeiten werden auch mehr und mehr die Arbeitnehmer kommen. Obwohl München nicht durch Leistungskürzungen und Abbestellungen geprägt ist – das Angebot wird seit Jahren stetig verbessert – werden neue Mitarbeiter nur noch über eine Tochtergesellschaft eingestellt, die zu den selben Bedingungen arbeiten, wie es in den Subunternehmen der Fall ist. Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) forderte erst in diesem Jahr, aus Gerechtigkeitsgründen Lohnsenkungen für all die Mitarbeiter, die noch unter Bestandsschutzregelungen fallen.

Man sieht deutlich: Auch in München ist nicht alles Gold, was glänzt. 150 Jahre städtischer ÖPNV sind ein Grund zum Feiern, aber es gibt nach wie vor eine ganze Reihe an Problemen, die in der nächsten Zeit zu lösen sind. In diesem Sinne: Allzeit gute Fahrt. Nicht umsonst wurde der Münchener Nahverkehr vom ADAC zum besten Europas gewählt.

Bild: Münchener Verkehrsgesellschaft mbH

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