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Künftig kein Vorverkauf aus DB-Automaten im MVV

28.10.11 (Bayern, München) Autor:Jürgen Eikelberg

Noch stehen Fahrkartenautomaten überallDer Erfolg der Verkehrsverbünde liegt nicht zuletzt daran, das man mit einem Fahrschein sämtliche öffentlichen Verkehrsmittel im Verbundraum mit einem Fahrschein nutzen kann. Dies bedingt auch, das man die Fahrscheine bei allen Verkehrsunternehmen dieses Verbundraumes kaufen kann. Das ist auch der Fall, bei den Vorverkaufsstellen wie auch bei den Automaten. Allerdings haben in der Vergangenheit viele Fahrgäste – absichtlich oder unabsichtlich – vergessen, die Fahrscheine vor Fahrtantritt zu entwerten. Daher sind viele Verkehrsbetriebe, nicht nur die DB AG, dazu übergegangen, die Fahrkarten aus Automaten sofort zu entwerten. Ein Vorverkauf ist daher bei diesem Vertriebsweg nicht mehr möglich.

Im Verkehrsverbund des Münchner Verkehrsverbundes (MVV) war es aber bislang so, dass Einzelfahrkarten und Tagestickets an den Automaten der DB AG im Vorverkauf erworben werden konnten. Dies wird ab dem Fahrplanwechsel nicht mehr möglich sein.

Die Bahn möchte mit dieser Änderung deutschlandweit zu einer Vereinheitlichung beitragen. In vielen Verkehrsverbünden, z.B. in Nürnberg, Frankfurt oder Hamburg, im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) und und im Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) usw. ist kein Entwerten von Einzel- oder Tagestickets notwendig. Dies gilt auch für die Fahrkarten aus Automaten der örtlichen Verkehrsbetriebe. Und auch die Experten des Verbandes deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) empfehlen, die Tickets zum sofortigen Fahrtantritt auszugeben. Lediglich bei so genannten 4-er Tickets und anderen Mehrfahrtenkarten wird die Entwertung nicht vorgenommen.

Nach Angaben der Bahn gibt es im Raum München pro Jahr rund 75.000 Fahrgäste, die unwissentlich mit nicht entwerteten Einzel- oder Tageskarten unterwegs sind und dann im Fall einer Kontrolle als Schwarzfahrer gelten. Vor allem Touristen und auswärtige Geschäftsleute sind davon betroffen. Mit der neuen Regelung werde das Problem gelöst. Das ist eine deutliche Verbesserung des Kundenservices.

Ein Vorverkauf von Tagestickets wird aber auch in Zukunft möglich sein. Beim Kauf eines Tagestickets am DB-Automaten muss künftig lediglich – wie auch jetzt schon z.B. beim Bayernticket – in der Menüführung das Datum geändert werden. Einzelfahrscheine werden am DB-Automaten allerdings nur noch zum sofortigen Fahrtantritt verkauft. In DB-Agenturen und Reisezentren werden vorerst aber noch Einzel- und Tageskarten verkauft, die erst mit dem Stempeln am Entwerter gültig werden.

Dagegen wehrt sich der Fahrgastverband PRO BAHN. In den letzten Jahren habe die Deutsche Bahn die Zahl der Fahrscheinautomaten verringert, die Bedienung wurde schwieriger. „Bereits heute können wir immer wieder beobachten, dass Fahrgäste aufgrund der langsamen und umständlichen Automaten die S-Bahn verpassen“ so Andreas Barth, Sprecher des Fahrgastverbandes PRO BAHN. Die geplante Änderung wird die Situation noch einmal deutlich verschlechtern.

„Der Öffentlicher Nahverkehr muss attraktiv gestaltet werden, und darf nicht jedes Jahr durch neue Hürden im Tarifbereich schlechter werden“ kritisiert der Verband die schleichende Aushöhlung des MVV-Tarifes durch die Deutsche Bahn. Bereits 2009 hatte die Deutsche Bahn durch Umdeuten der Tarifbedingungen das Einpendeln in den MVV-Bereich komplizierter gemacht und verteuert. Letztes Jahr konnte von PRO BAHN verhindert werden, dass die Kombination von Tageskarten mit anderen Fahrscheinen verboten wurde.

PRO BAHN wirft der Deutschen Bahn AG vor, aktiv gegen die Interessen der MVV-Fahrgäste vorzugehen und hält den Einbau immer neuer Tariffallen für einen Skandal. Dabei verlässt die Deutsche Bahn immer mehr die einheitlichen Standards im MVV, zu Lasten der Fahrgäste. „Unhandliche Streifenkarten, andere Automaten, jetzt auch noch das Entwerten – bei der S-Bahn macht man es lieber schlechter als eine gemeinsame Lösung mit dem Münchner Stadtverkehr zu suchen. Wie soll sich da ein normaler Fahrgast noch auskennen?“ so der PRO BAHN-Sprecher weiter.

Deutliche Kritik übt PRO BAHN daran, dass die vorgeschriebene Anhörung des MVV-Fahrgastbeirats immer wieder umgegangen wird. Der Verband fordert ein Eingreifen der Politik: „Wenn die Deutsche Bahn kein Interesse an einem ordnungsgemäßen Fahrkartenverkauf hat, dann muss der Freistaat Bayern seine Verantwortung wahrnehmen und einschreiten. So könnte die bayerische Politik den Fahrkartenverkauf getrennt von der Verkehrsdurchführung vergeben, und beispielsweise durch MVG und Veolia durchführen lassen“ fordert der Verband.

Beate Brennauer, Pressesprecherin des MVV bedauerte gegenüber dem Eisenbahnjournal Zughalt.de das Vorpreschen der DB AG und erklärte, dass die Fahrkartenautomaten der der Münchener Verkehrsgeschellschaft (MVG) vorerst noch weiter Einzel- und Tagestickets ohne Entwertung ausgeben. Viele der Automaten seien zudem dazu gar nicht ausgerüstet. Wichtig sei ein einheitliches Vorgehen im Verkehrsverbund. Ob und wann die jetzt von der DB AG vorgenommene Regelung auch auf die Automaten des MVV – z. B. nach Beschaffung neuer Automaten – ausgedehnt wird, wurde nicht angesprochen.

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