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VRR: Abellio übernimmt vorzeitig Fahrten

04.08.16 (VRR) Autor:Stefan Hennigfeld

Im Dezember wird Abellio Rail NRW das Elektronetz Niederrhein von DB Regio übernehmen. Das zur Berliner Abellio GmbH gehörende Hagener Unternehmen hat sich in einer regulären Ausschreibung durchgesetzt und wird die Leistungen für zwölf Jahre fahren. Bereits seit Anfang August werden einzelne Leistungen jedoch bereits für DB Regio durch Abellio übernommen. Zwischen Wesel und Mönchengladbach beziehungsweise Duisburg auf der RB 33 (später RB 35) sowie auf Verstärker-Leistungen in der Hauptverkehrszeit der Linie RB 35 (später RE 19) zwischen Emmerich und Düsseldorf fahren drei neue Züge mit Abellio-Triebfahrzeugführern.

Ab dem 11. Dezember 2016 wird Abellio Rail NRW im sogenannten Niederrhein-Netz die Linien RE 19 „Rhein-Ijssel-Express“, RB 32 „Der Bocholter“ und RB 35 „Emscher-Niederrhein-Bahn“ zwischen Mönchengladbach bzw. Düsseldorf und Emmerich bzw. Bocholt von DB Regio NRW übernehmen und spätestens ab Sommer 2017 bzw. dem Fahrplanwechsel im Juni auch bis ins niederländische Arnhem für Mobilität sorgen. Durch die Neuvergabe hat man sichergestellt, dass es zwischen Arnhem und der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt Düsseldorf durchgehende Eisenbahnleistungen gibt.

Das war bislang nicht der Fall. Daher waren Pendler zwischen den beiden Städten – sei es im Freizeit- oder im Berufsverkehr – auf der Schiene mehrere Stunden länger unterwegs als auf der Straße. Diese Verlängerung bis in die Niederlande war bereits Teil der Ausschreibung durch den VRR und die niederländischen Behörden. Sie steht in keinem Zusammenhang mit dem Eigentümer der Berliner Abellio GmbH, der niederländischen Staatseisenbahn. Auch andere Unternehmen hätten im Falle eines Ausschreibungsgewinns diesen Fahrplan im Auftrag des VRR gefahren.

Damit die Betriebsaufnahme am 11. Dezember erfolgreich und auch der Übergang zum neuen Betreiber reibungslos ablaufen kann, haben sich Abellio Rail NRW und DB Regio NRW im partnerschaftlichen Miteinander auf einen Vorlaufbetrieb verständigt. Diesem Vorhaben hat der Aufgabenträger Verkehrsverbund Rhein-Ruhr AöR (VRR) umgehend zugestimmt. Ronald Lünser, Geschäftsführer und Eisenbahnbetriebsleiter der Abellio Rail NRW GmbH: „So können wir Erfahrungen mit den Fahrzeugen und der Strecke sowie den örtlichen Gegebenheiten an den Stationen sammeln und den Mitarbeitern einen nahtlosen Betriebsübergang ermöglichen.“

So wird es neben DB-Mitarbeitern, die zu Abellio wechseln auch anderweitige Formen der Personalakquise geben. Denn auch wenn der Marktanteil von DB Regio in den kommenden Jahren in Nordrhein-Westfalen erheblich sinken wird, so sind die Chancen für die betroffenen Mitarbeiter auf eine heimatnahe Anschlussbeschäftigung bei einem Verbleib im Konzern nach wie vor hoch. So haben DB Cargo und DB Fernverkehr an Rhein und Ruhr in den kommenden Jahren erheblichen Personalbedarf, aber auch bei DB Regio ist der Altersdurchschnitt so hoch.

Infolge dessen haben gerade jüngere Mitarbeiter gute Chancen, ihre Arbeitsplätze in einem zunächst schrumpfenden Unternehmen zu behalten. Dazu kommt, dass das Vergabevolumen konstant hoch ist, so dass mittelfristig durchaus die Chance besteht, dass DB Regio Leistungen zurückgewinnen könnte und somit den Marktanteil und die Beschäftigungsgrundlage erhöhen würde. Doch zunächst einmal gilt es für alle beteiligten Parteien, den Betriebsübergang so solide wie möglich zu gestalten.

Deswegen ist im VRR – nicht nur in diesem Netz, sondern bei jeder Betriebsaufnahme – die Errichtung von Lenkungskreisen üblich. Die Verantwortlichen der jeweiligen Unternehmen treffen sich regelmäßig mit dem Aufgabenträger, um den aktuellen Stand der Vorbereitungen zu dokumentieren und offenzulegen, was bereits erledigt wurde, was noch zu tun ist und wie der Fahrplan für die Zeit zwischen Zuschlagserteilung und der ersten Zugfahrt aussieht. Der Aufgabenträger wiederum hat stets das Auge drauf, um kurzfristig steuernd eingreifen zu können.

Damit kann man Totalausfälle bei der Betriebsaufnahme, wie es sie beispielsweise in der Vergangenheit in Rheinland-Pfalz gegeben hat, vermeiden. Dort war der Aufgabenträger komplett passiv und hat während der Vorbereitungen keinerlei Controlling durchgeführt. Im VRR indes ist seit dem gescheiterten Start von Keolis im Dezember 2009 jede Betriebsaufnahme geglückt. So sitzen auch jetzt alle Beteiligten zusammen und bereiten einen geordneten Übergang vor.

Siehe auch: Nahtlosen Übergang gewährleisten

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