S-Bahn München: Kritik an der DB AG
24.01.22 (München) Autor:Stefan Hennigfeld
Der Münchener Verkehrsverbund (MVV) übt schwere Kritik an Betriebsstörungen bei der Münchener S-Bahn. Fast täglich gibt es Meldungen der Deutschen Bahn über Weichen-, Stellwerk-, Signal-, Fahrzeug- und Türstörungen, durchtrennte Kabel bei Bauarbeiten, Ausfälle des Stellwerks München Ost bis hin zu Stammstreckensperrung und Personalengpässen bei DB Netz. Es betrifft also sowohl den Verkehrs-, als auch den Infrastrukturbereich. Die Gesellschafter des MVV, bestehend aus dem Bayerischen Verkehrsministerium, der Landeshauptstadt München und den MVV-Verbundlandkreisen, haben sich daher in einem Brandbrief an die Bahnvorstandsmitglieder Richard Lutz und Ronald Pofalla gewandt.
Bayerns Verkehrsministerin Kerstin Schreyer (CSU) erklärt: „In letzter Zeit erreichen uns leider vermehrt Fahrgastbeschwerden, dass die S-Bahnen ständig zu spät seien. Auch, dass Fahrgäste bei Regen und Schnee an zugigen Haltestellen warten müssen, ist nicht hinnehmbar. Gerade jetzt geht es darum, das coronabedingt beeinträchtigte Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in den öffentlichen Verkehr zurückzugewinnen.“
Die darauf abzielenden großen Anstrengungen des Freistaats, der Landeshautstadt, der Landkreise und Gemeinden werden durch die aktuelle Situation bei der S-Bahn München torpediert. „Die Fahrgäste sind die zahlreichen Verspätungen und Ausfälle leid und wenden sich von der S-Bahn ab. Dies ist besonders auch deshalb fatal, weil es unsere Bemühungen zur Stärkung des Umweltverbundes und zur Verlagerung des Verkehrs weg von der Straße konterkariert. Das verlorene Vertrauen der Fahrgäste lässt sich nur schwer zurückgewinnen. Der DB Vorstand muss jetzt endlich handeln!“, so Dieter Reiter (SPD), Oberbürgermeister der Landeshauptstadt München.
Nach den Erkenntnissen der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) lag die Pünktlichkeit der S-Bahn München im Oktober vergangenen Jahres nur bei neunzig Prozent – mit weiter fallender Tendenz. So erreichte die Pünktlichkeit im darauffolgenden Monat November ihren schlechtesten Wert seit mindestens zehn Jahren. Dabei scheinen im Wesentlichen die Leit- und Sicherungstechnik – von coronabedingten Personalengpässen abgesehen – ursächlich für die aktuelle Lage zu sein.
Störungen im Bauablauf und Baustellenmanagement verschärfen zusätzlich die Situation. Ministerin Schreyer unterstreicht: „Wir wollen ja, dass für eine verbesserte Infrastruktur viel gebaut wird. Allerdings darf das nicht zu einem Vertrauensverlust in das System führen.“ Der Freistaat unterstützt und fördert in erheblichem Umfang die bayerische Bahninfrastruktur mit besonderem Augenmerk auf den Bahnknoten München. Als Aufgabenträger kann die BEG zwar gegen Schlechtleistungen im Verkehrsbereich vorgehen, wenn die Ursachen aber bei der Infrastruktur liegen, so fehlt derzeit jede Rechtsgrundlage, Maßnahmen einzuleiten. Der Aufgabenträger hat keinerlei Rechtsstand und Schlechtleistungen können nicht pönalisiert werden.
Foto: Deutsche Bahn AG / Uwe Miethe