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Pro Bahn: Kritik an InterCity nach Chemnitz

28.04.21 (Fernverkehr, Sachsen) Autor:Stefan Hennigfeld

Der Fahrgastverband Pro Bahn Mitteldeutschland zeigt sich skeptisch gegenüber der heute veröffentlichten Vorinformation zur Ausschreibung einer Fernverkehrsanbindung von Chemnitz. Eine schlechte Lösung könnte Chemnitz dauerhaft vom Fernverkehr abkoppeln. Die eingesetzten Regionalisierungsmittel wären an anderer Stelle besser eingesetzt. Zuletzt passen die Fahrzeuge der DB Fernverkehr gar nicht zur Ausschreibung.

Der Verkehrsverbund Mittelsachsen (VMS) hat eine Ausschreibung der Fernverkehrsanbindung von Chemnitz mit zwei Zugpaaren pro Tag angekündigt. Pro Bahn Mitteldeutschland ist äußerst skeptisch, ob das Vorgehen zu Verbesserungen für die Fahrgäste führen wird. Die wahrscheinliche Variante der Verlängerung der InterCity-Linie Rostock – Dresden nach Chemnitz führt zu längeren Fahrzeiten, als heute mit Umstieg in Leipzig oder Elsterwerda auf den Nahverkehr erreicht werden. Ob dann viele Kunden in diesen Zügen sitzen werden, ist fraglich.

Anja Schmotz, Vorsitzende des Verbandes, sorgt sich auch um die Zukunft: „Wenn in diesen Zügen wegen der langen Fahrzeiten wenige Passagiere sitzen, wird das die DB bei zukünftigen Diskussionen um die Fernverkehrsanbindung von Chemnitz als Argument nutzen, dass ja kein Bedarf bestünde.“ Bis zu 2,5 Millionen Euro ist der VMS bereit hierfür auszugeben. Für etwa denselben Preis könnte man die Regionalexpresslinie der Mitte-Deutschland-Verbindung von Göttingen über Erfurt nach Glauchau im Zweistundentakt bis nach Chemnitz verlängern – eine langjährige Forderung der Region.

„Ein Taktangebot ist deutlich attraktiver und bringt langfristig neue Fahrgäste“, erläutert Markus Haubold, stellvertretender Vorsitzender. „Bei dieser dringend notwendigen Verlängerung zeigten sich VMS und das sächsische Verkehrsministerium knausrig. Für das Label ‚Fernverkehrsanbindung‘ mit fraglichem Nutzen ist aber plötzlich Geld da. Das ist für uns nicht nachvollziehbar.“

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